Bach: „Russenversteher nehme ich als Kompliment“
Amsterdam (dpa) - IOC-Präsident Thomas Bach erwartet im Falle der Bestätigung des Vorwurfs, dass Russland bei den Winterspielen in Sotschi positive Doping-Proben eigener Athleten manipuliert haben soll, keine Auswirkungen auf die Sommerspiele in Rio.
„Der Untersuchungsauftrag bezieht sich auf die Olympischen Winterspiele in Sotschi“, sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees im Interview mit deutschen Medien, darunter „Die Welt“.
Eine Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur will bis zum 15. Juli das Ergebnis der Nachforschungen vorlegen, ob Russland bei den Winterspielen 2014 in Sotschi mit Hilfe staatlicher Organe positive Doping-Proben eigener Athleten manipuliert hat.
Wäre es nicht ein grundsätzlicher Angriff auf die Olympischen Spiele und nicht nur auf die im Winter, wenn sich die Anschuldigung erhärten sollte? „Ich kann nicht spekulieren, was der Report beinhaltet“, sagte Bach. „Klar ist, wenn es einen institutionellen Eingriff gegeben hätte, dann würde das IOC auch institutionell reagieren und wird dabei nicht zögern.“
Anzuwenden sei aber auch das Prinzip der individuellen Gerechtigkeit. „Sie können, um das plastisch zu machen, nicht einen russischen Badminton-Spieler bestrafen, wenn Sie eine mögliche Manipulation des WADA-Labors bei den Winterspielen in Sotschi sanktionieren.“ Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat Russlands Verband komplett suspendiert und damit von den Sommerspielen in Rio ausgeschlossen.
Zweifel gibt es immer wieder, ob Bach wegen seiner angeblichen Freundschaft mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zögert, konsequent gegen das Land vorzugehen. „Wenn man von mir in Deutschland als "Russenversteher" spricht, nehme ich das als Kompliment und bedanke mich dafür ...“, sagte Bach. „Tatsache ist, und auch hier gilt wieder das Prinzip der Gleichheit, dass wir selbstverständlich mit Russland und mit Herrn Putin sehr gut zusammengearbeitet haben in der Vorbereitung und bei der Organisation der Olympischen Winterspiele.“