Berlin in Olympia-Frage gespalten
Berlin (dpa) - Die Berliner Bevölkerung ist in der Frage der Ausrichtung Olympischer Spiele im Jahr 2024 oder 2028 gespalten.
Nur eine knappe Mehrheit von 52 Prozent begrüßt laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der „Berliner Zeitung“ Sommerspiele in Berlin, 46 Prozent der 1003 Befragten sind gegen die Austragung. In Hamburg gibt es laut anderen Umfragen bereits eine größere Akzeptanz für Olympia. Zuletzt hatten 73 Prozent der Hansestädter ihre Zustimmung bekundet.
Bis zum 31. August läuft das Interessenbekundungsverfahren des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), in dem Berlin und Hamburg 13 Fragen beantworten müssen. Der DOSB will am 6. Dezember entscheiden, wann sich Deutschland wieder für Olympische Spiele bewirbt. Vom Jahr der Sommerspiele ist dann abhängig, ob an diesem Tag bereits die Wahl auf Berlin oder Hamburg fällt.
In beiden potenziellen Bewerberstädten wird derzeit an einem Olympia-Konzept gearbeitet, der Berliner Senat wird über den maximal 50-seitigen Entwurf am 26. August abstimmen. Als grundlegende Kriterien wurden die Einbeziehung der Bürger in alle wichtigen Entscheidungen und eine neue Bescheidenheit vom Senat ausgegeben. So sollen nur wenige Sportstätten neu gebaut und die in der Stadt und in umliegenden Bundesländern vorhandenen Sportstätten genutzt werden.
Kritik an einer Olympia-Bewerbung, die über 50 Millionen Euro kosten würde, kommt vor allem von den Linken. Am Freitag reagierte aber auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende Ramona Pop auf die Umfrage und warnte den Senat, sich mit knappen Mehrheiten zufriedenzugeben. Die Berliner seien skeptisch, ob der Senat ein solches Großprojekt überhaupt stemmen könne, sagte sie dem Radiosender 104,6 RTL.
Mehrheitlich wünschten sich laut Forsa-Umfrage Frauen die Spiele an der Spree, während 51 Prozent der befragten Männer sie ablehnen. Eine Mehrheit junger Berliner bis 44 Jahre ist für die Spiele, die Älteren mehrheitlich dagegen. Im Stimmungsvergleich zwischen den östlichen und den westlichen Bezirken sind kaum Unterschiede festzustellen.
Am Freitag erinnerte der Bund der Steuerzahler Berlin an die Verschwendung von öffentlichen Geldern bei der Bewerbung um die Sommerspiele 2000 und forderte im Falle einer erneuten Bewerbung ein „Höchstmaß an Transparenz“. Im Abgeordnetenhaus sei damals die Rede von Kosten in Höhe von 51 Millionen D-Mark gewesen, die der Senat in die Bewerbung gesteckt hatte. Der Bund der Steuerzahler hatte dagegen sogar eine Summe von 89 Millionen D-Mark errechnet.