China räumt ab - frühe Erfolge Kampfansage an die USA

London (dpa) - Chinas Olympia-Team kommt beim Staatsauftrag prächtig voran. Die sechs Goldmedaillen nach 18 der 302 Entscheidungen waren genau nach dem Geschmack der Parteiführung in Peking.

Vor der Abreise der chinesischen Delegation nach London hatte man dort den Wunsch nach Platz eins in der Nationenwertung zum Ausdruck gebracht. Schließlich will das Reich der Mitte seine Zukunftsfähigkeit auch im Sport manifestieren - und beweisen, dass die Medaillenflut bei den Heimspielen 2008 kein einmaliger Coup war. In Peking war Team China mit 51 Mal Gold und 100 Medaillen insgesamt erstmals in der Olympia-Geschichte die Sportnation Nummer eins.

Das starke Eröffnungswochenende der Chinesen war auf jeden Fall die gewünschte Kampfansage an den Erzrivalen USA - erinnerte aber auch an ein olympisches Kulissenschieben. Vor allem die beiden chinesischen Schwimm-Erfolge im Aquatics-Centre lösten weltweit Skepsis aus. Die erst 16 Jahre alte Ye Shiwen schwamm bei ihrem Erfolg über 400 Meter Lagen im Endspurt sogar schneller als die US-Stars Ryan Lochte und Michael Phelps. Die letzten 50 Meter brachte sie in 28,93 Sekunden hinter sich - 17 Hundertstel schneller als Lochte bei seinem souveränen Sieg. Auf ihrer vorletzten Bahn war sie acht Hundertstel besser als Phelps. So etwas hatte eine Frau noch nie geschafft.

„Da haben wir beim Abendessen drüber gesprochen. Das war wirklich eindrucksvoll, sie war schnell“, sagte Lochte, „wenn sie mit mir geschwommen wäre, dann hätte sie mich möglicherweise schlagen können.“ Ye Shiwens Landsmann Sun Yang verfehlte bei seinem Olympiasieg über 400 Meter Freistil Paul Biedermanns Weltrekord aus der Ära der 2009 verbotenen Hightech-Anzüge nur um sieben Hundertstelsekunden.

Als sie gebeten wurde, diesen Leistungssprung zu erklären, bemühte Ye Shiwen die effektiven Trainingsmethoden in der Heimat. „Wir trainieren sehr gut, auf sehr wissenschaftlicher Basis, deswegen haben wir uns so verbessert“, sagte sie. Wenigstens die legendäre Begründung aus der Vergangenheit - Schildkrötenblut sei für die Leistungsexplosion verantwortlich - war nicht zu hören. Auch über 200 Meter Lagen gilt die Weltmeisterin als die Favoritin.

Vor knapp zwei Jahrzehnten waren Dutzende Schwimmer aus China bei Doping-Kontrollen aufgeflogen. Danach spielte das Land einige Jahre keine große Rolle mehr im internationalen Schwimmsport - um dann umso eindrucksvoller zurückzukommen. Bei der Leichtathletik-WM 1993 hatte Chinas damaliger Trainer Ma Junren die phänomenalen Auftritte seiner Läuferinnen auf die Einnahme der Wurzel des Raupenpilzes zurückgeführt - ehe gleich mehrere seiner Athletinnen positiv auf Doping getestet wurden. Verständlich, dass die Konkurrenz auch in London eine geplante Machtübernahme mit allen Mitteln befürchtet.

Die Chinesin Guo Wenjun triumphierte mit der Luftpistole und holte für die chinesischen Schützen damit bereits den zweiten Olympiasieg in den königlichen Artillerie-Kasernen. Ihre Kollegin Yi Siling hatte den Anfang gemacht. Wang Mingjuan setzte sich im Gewichtheben in der Klase bis 48 Kilogramm durch, das chinesische Dup Wu Minxia/He Zi gewann das Synchronspringen vom 3 Meter-Brett.

„Ich fühle mich wie ein Filmstar“, kommentierte Yi Siling und brach in Tränen aus. Die US-Delegation machte Sonntagabend in Gelassenheit. Kommentieren wollte das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) die Anfangsoffensive der Chinesen nicht. Nur soviel war den USOC-Funktionären zu entlocken: Olympia sei noch lang.

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