Enttäuschender Start - Vesper: „Jetzt erst recht!“

London (dpa) - Chef de Mission Michael Vesper eilte am ersten Olympia-Wochenende von Sportstätte zu Sportstätte, hatte aber keinen Grund zum Jubeln.

„Wir sind nicht zufrieden und enttäuscht. Es wäre schöner, wenn Erfolg dagewesen wäre, man kann es aber nicht ändern“, sagte der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Nun hofft er auf eine schnelle Wende zum Guten. „Wir hoffen, dass nun der Knoten platzt. Viele Athleten werden nun sagen: Jetzt erst recht!“

Vor vier Jahren in Peking mussten sich die Deutschen auch gedulden, bis die erste Medaille am zweiten Tag gefeiert werden konnte. Die Wasserspringerinnen Ditte Kotzian und Heike Fischer holten 2008 in Peking Bronze. 2004 in Athen gab es nach einem erfolglosen Auftakt je einmal Silber und Bronze. Seit dem Olympia-Boykott 1980 in Moskau hat es an den ersten beiden Wettkampftagen immer mindestens eine Plakette gegeben.

Für das 391 Sportler große DOSB-Team hatten sich an den ersten beiden Wettkampftagen die Medaillenerwartungen nicht erfüllt. Im Fechten, Radsport und Schießen kämpfte sich kein Athlet auf einen der ersten drei Plätze vor. Auch die Schwimmer um das Star-Duo Paul Biedermann und Britta Steffen konnten noch nicht zuschlagen. Die Freistil-Staffel der Frauen schwamm im Bummel-Tempo am Finale und einer möglichen Medaille vorbei.

„Am zweiten Tag sind sie aber auf einen grünen Zweig gekommen“, urteilte Vesper. Weltrekordler Biedermann zog nach dem Vorlauf-Aus über 400 Meter über 200 Meter ins Halbfinale ein - allerdings nur als Zehntbester. „Es lief schon deutlich besser als gestern“, befand er. Anders als die Staffel-Frauen, die am Samstag den Vorlauf verbummelt hatten, gingen die Männer über 4 x 100 Meter Freistil mit Volldampf zur Sache und kamen in deutscher Rekordzeit weiter. „Ich glaube, dass die Mannschaft den Ernst der Lage erkannt hat“, meinte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow.

Im Schießen gab es noch keine großen Treffer. Die dreimalige Weltmeisterin und Skeet-Schützin Christine Wenzel kam auf Platz sechs. Mit der Luftpistole reichte es für Munkhbayar Dorjsuren und Claudia Verdicchio-Krause gar nur für die Ränge 25 und 20 . „Ich wollte ins Finale und eine Medaille holen, immerhin sind wir hier, um olympische Geschichte zu schreiben“, ärgerte sich Verdicchio-Krause.

Dies wollte auch Säbelfechter Nicolas Limbach. Der Ex-Weltmeister und Weltjahresbeste schied im Viertelfinale aus. Auf der Straße lief es nicht besser als auf der Planche. Radprofi André Greipel wurde über 250 Kilometer 27. Bei den Frauen verfehlte Ina-Yoko Teutenberg als Vierte eine Medaille knapp, Judith Arndt kam als 37. ins Ziel.

„Wir werden nicht nervös“, sagte Vesper, der auch Positives am ersten Olympia-Wochenende erlebte. Dazu gehörte der Überraschungssieg von Julia Görges im Tennis über die Wimbledon-Finalistin Agnieszka Radwanska. Goldene Hoffnungen weckten auch die deutschen Vielseitigkeitsreiter. Das Quintett um Weltmeister Michael Jung aus Horb führt nach der Dressur mit 119,10 Strafpunkten vor Australien (122,10) und Großbritannien (127,00).

„Man sollte die Kirche im Dorf lassen und schon nach den ersten Tagen generalisieren, das es schwer für die gesamte Mannschaft wird“, meinte Claudia Bokel, frühere Fecht-Weltmeisterin und Mitglied im Exekutivkomitee des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). 2008 in Peking holte das DOSB-Team nach schleppendem Beginn 41 Medaillen.

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