„Sehr emotional“ Deutsch-Koreaner Hyun setzt Zeichen für den Frieden
Gangneung (dpa) - Diese Begegnung wird Martin Hyun wohl nie vergessen.
Angesichts der wachsenden politischen Spannungen zwischen Nordkorea und den USA berichtete der frühere deutsche Eishockey-Profi über ein ungewöhnliches Treffen mit dem Assistenz-Coach der nordkoreanischen Frauen-Auswahl Ki-chol Thae im südkoreanischen Olympia-Ort Gangneung.
Im Vorfeld des WM-Turniers der Division II hatten nach Hyuns Aussage im April dieses Jahres rund um die Sportstätten und um den Olympia-Park im Coastal Cluster extreme Sicherheitsvorkehrungen geherrscht. „Wir wurden von den koreanischen Sicherheitsbehörden und entsprechenden Ministerien im Umgang mit Nordkorea gebrieft. Wichtig war es, keinerlei Provokationen zu erzeugen“, schilderte er die Situation.
„So durften Zuschauer die südkoreanische Flagge nur in etwa A3-Größe mit in die Arenen bringen“, erinnerte sich der Krefelder, der seit dem 1. Januar 2015 als Stellvertretender Sport-Manager im Organisationskomitee der Olympischen Winterspiele und Paralympics von Pyeongchang (POCOG) tätig ist. „Die nordkoreanische Mannschaft wurde stets von der Polizei und Sicherheitsbeamten eskortiert und geschützt“, berichtete er der Deutschen Presse-Agentur.
Doch der 38-jährige Sohn südkoreanischer Auswanderer nutzte bei der WM die Gelegenheit, mit den Nordkoreanern - die übrigens ihr WM-Match gegen den Nachbarn aus dem Süden mit 0:3 verloren - in Kontakt zu kommen. „Auf Grund meiner deutschen Staatsbürgerschaft hatte ich leichten Zugang zu den nordkoreanischen Delegierten. Ich genoss eine gewisse politische Immunität“, schilderte Hyun, der 2004 als erster Profi mit koreanischen Wurzeln in der Deutschen Eishockey-Liga auflief, die ungewöhnliche Situation, in der er in angespanntem Umfeld ein Zeichen für Frieden und Versöhnung setzte.
Hyun verhehlt auch nicht, wie er die Gemütslage der Südkoreaner im Umgang mit Menschen aus dem Norden derzeit empfindet. „Meine südkoreanischen Kollegen sorgen sich sehr und hoffen, dass sich die angespannte Lage wieder beruhigt.“
Seine Begegnung mit dem nordkoreanischen Trainer war unterdessen überaus herzlich. „Ich habe diese Begegnung nie politisch gesehen, sondern allein auf sportlicher und menschlicher Ebene. In den wenigen Tagen konnte ich oft mit dem Trainer über persönliche Dinge diskutieren - den Geburtsort meiner Eltern, meine Eishockey-Vergangenheit und anderes. Er nannte mich schließlich einen 'Freund'“.
Während der Frauen-WM, die in den beiden olympischen Eishockey-Hallen über die Bühne ging, habe er versucht, die nordkoreanische Mannschaft mit wichtigen Artikeln wie Pucks, Isolierbändern, Plastik-Tapes und anderem auszuhelfen. Insofern war ihm der Dank des Trainers gewiss. „Wir haben uns sehr emotional verabschiedet. Es flossen Tränen. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden“, berichtete Hyun über den bewegenden Abschied.
Ob die Nordkoreaner überhaupt eine Möglichkeit sehen, Starter zu den Winterspielen vom 9. bis 25. Februar 2018 zu entsenden, habe man nicht angesprochen. „Letztendlich zählt die Linientreue der Nordkoreaner, und das, was von oben entschieden wird“, sagte Hyun, der als Zehnjähriger den Mauerfall und die Wiedervereinigung Deutschlands miterlebte. Sein Vater war 1969 nach Deutschland gekommen, seine Mutter 1971 - erst in Krefeld lernten sie sich kennen und lieben. Deshalb lief Hyun für die Krefeld Pinguine als Rechtsaußen stets mit der Nummer 71 auf.
Insgesamt drei Jahre wird Hyun mit seiner Frau Daniela in Südkorea leben, um zum Gelingen des olympischen Turniers beizutragen. Dann zieht es ihn wieder zurück in seine Wahlheimat Berlin. Nach seiner DEL-Karriere war er als Buch-Autor tätig und arbeitete im Parlamentsbüro des ehemaligen koreanischen Gesundheits-Ministers. Intensiv setzt sich Hyun in seinen literarischen Werken mit dem Schicksal seiner Landsleute auseinander.