Deutsche Olympia-Pläne für 2024 - Kaum Chancen
Berlin (dpa) - Klaus Wowereit mag den Sport - zumindest mag er große Sportereignisse in der Hauptstadt. Die Leichtathletik-EM 2018 und das Finale der Fußball-Champions-League 2015 sind eingetütet. In das Konzept von Berlins Regierenden Bürgermeister würden Olympische Spiele perfekt passen.
Nach den gescheiterten Winter-Plänen für München 2022 wird in Berlin diskutiert: Kann Spree-Athen Olympia 2024? Auch in Hamburg glauben die Politiker an das Potenzial der Hansestadt - aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Derweil will Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten die Olympischen Winterspiele 2026 nach Sachsen holen.
„Wenn es eine Bewerbung des Deutschen Olympischen Sportbundes für die Sommerspiele gibt, wäre Berlin eine gute Wahl“, wird Wowereit am Dienstag in mehreren Berliner Zeitungen zitiert. Doch genau da liegt die Krux: Der DOSB wird eine deutsche Bewerbung für Sommer-Spiele 2024 wohl nicht befeuern. „Wie man hört, wird 2024 eine Bewerbung aus den USA kommen. Klar ist: Wir gehen auf keinen Fall in ein Bewerbungsverfahren, wenn wir von vornherein keine Chance sehen“, sagte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper der „Bild“-Zeitung.
Sind damit alle Schwärmereien für Olympia 2024 in der Hauptstadt vom Tisch? Klaus Böger glaubt an die Vision. Der Präsident des Berliner Landessportbundes (LBS) sagte am Dienstag radioeins vom rbb: „Berlin kann Großereignisse.“ Er mahnte aber an: Bei einer möglichen Bewerbung müssen die Berliner Einwohner involviert werden. Eine Bürgerentscheid wie zuletzt für die München-Pläne sei Voraussetzung. In einer Abstimmung hatte sich am vergangenen Sonntag eine Mehrheit gegen die Austragung der Winterspiele 2022 ausgesprochen.
Auch in Hamburg sei eine Befragung der Bürger unabdingbar, schon allein aus der Erfahrung mit den ausufernden Kosten für den Prestigebau Elbphilharmonie. „Die Spiele in London haben zwölf Milliarden Euro gekostet. Da muss man vorher sagen, wer das am Ende bezahlt“, sagte Günter Ploß, Präsident des Hamburger Sportbunds (HSB), dem „Hamburger Abendblatt“. Unter diesen Gesichtspunkten sei „2024 für Hamburg nicht erreichbar“.
Die Olympia-Idee werde in der Hansestadt aber weiter verfolgt. „Eine Bewerbung für Olympia ist ein Marathon, kein Sprint“, betonte Frank Reschreiter, Sprecher des Sport- und Innensenators Michael Neumann (SPD): „Hamburg hat das Potenzial, jede große Veranstaltung ausrichten zu können. Spätestens Ende des Jahrzehnts wollen wir so weit sein, dass wir uns erfolgreich auf jedes nationale und internationale Event bewerben können.“ Hamburg war zuletzt in der nationalen Ausscheidung um die Spiele 2012 an Leipzig gescheitert.
Gegen Olympia 2024 in Deutschland spricht auch der Vergabezeitplan. Ein breiter Diskurs in der Öffentlichkeit ist kaum möglich. Bereits im Frühjahr 2015 beginnt das Bewerbungsverfahren für die Sommerspiele 2024 - eine Entscheidung trifft das Internationale Olympische Komitee (IOC) 2017.
Einmal richtete Berlin bereits die Olympischen Spiele aus - 1936 unter dem Nazi-Regime. Zuletzt wollte die Hauptstadt die Spiele 2000 bekommen. Damals gab es bereits große Skepsis an der Spree - Demonstrationen inklusive. Auch deshalb scheiterte die deutsche Metropole an Sydney. Im Jahr 2001 hatte zudem das Berliner Parlament schon einmal gegen eine Olympia-Bewerbung gestimmt - weil die Ausrichtung der Spiele zu teuer sei.
Das Land Berlin ist derzeit mit etwa 63 Milliarden Euro verschuldet. Bis 2015 sind zwar zusätzliche Steuereinnahmen in Höhe von 678 Millionen Euro prognostiziert. Das Geld wird aber wohl zum Großteil vom weiter im Bau befindlichen Hauptstadtflughafen BER und von Rückzahlungen nach der Volkszählung aufgefressen. Finanzsenator Ulrich Nußbaum hatte erst unlängst erklärt, keine neuen Spielräume für Ausgaben zu sehen. Auch nicht für Olympische Spiele.
Weit vor wagte sich Altenbergs Bürgermeister Kirsten von den Freien Wählern. Der ehemalige Biathlet Kirsten verwies auf Erfahrungen Sachsens mit Olympiabewerbungen. „Die Bewerbung mit der Leitstadt Leipzig für die Sommerspiele 2012 hatte bereits zwei Stufen erfolgreich genommen. Wir Sachsen haben gute Argumente, wir können das.“ Das benachbarte Tschechien könnte für die alpinen Wettbewerbe in die Bewerbung einbezogen werden.