DOSB will keinen Fehlstart - Vesper hofft auf „Push“

London (dpa) - Einen medaillenlosen Fehlstart wie in Athen 2004 und Peking 2008 soll es für die deutsche Olympia-Mannschaft in London nicht geben.

„Diesmal wünschen wir uns am ersten Tag einen Erfolg“, sagte Chef de Mission Michael Vesper der Nachrichtenagentur dpa. „Das würde uns einen Push geben für die Spiele und die Sache leichter machen.“

Nach holprigem Start vor vier Jahren gab es ein Happy End mit 41 Edelplaketten und Platz fünf im Medaillenspiegel. „Die Stimmung ist super. Es ist eine Lust, mit den Sportlern zusammenzuarbeiten“, meinte Vesper, der sich durch den Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck eine „Zusatz-Motivation“ erwartet. Auf dem Reiseplan des Staatsoberhauptes standen der Besuch der Eröffnungsfeier und am Samstag Visiten im olympischen Dorf sowie das Daumendrücken bei Schwimmern und Turnern.

Für die Initialzündung könnten die Luftgewehr-Schützinnen Jessica Mager und Beate Gauß am Samstag im ersten Olympia-Finale sorgen. „Mit dem Druck der ersten Medaille müssen wir umgehen können, denn wir sind international erfahren, die Abläufe sind immer gleich“, sagte die WM-Sechste Gauß. Zusätzlich half ihnen ein Mentaltrainer. Wie entscheidend die Psyche ist, musste Sonja Pfeilschifter leidvoll erfahren. 2000, 2004 und 2008 schoss die Münchnerin zum Olympia-Auftakt als Favoritin an der Medaille vorbei.

„Wir haben uns diesmal für diese Variante entschieden“, sagte Heiner Gabelmann, Sportdirektor des Deutschen Schützenbundes (DSB). Europameisterin Pfeilschifter fühlte sich düpiert, doch der Deutsche Olympische Sportbund gab dem DSB Rückendeckung. „Wir stehen hundert Prozent hinter der Entscheidung“, sagte DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard Schwank.

Besonders große Hoffnung setzt der DOSB am Samstag auf den WM-Dritten Paul Biedermann über 400 Meter Freistil und seine Freundin Britta Steffen, die die Freistil-Staffel im Aquatics Centre zu Gold führen soll. „Wenn ich eine Medaille holen könnte, wären es optimale Spiele“, sagte die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 aus Berlin.

Den goldenen Hieb will Nicolas Limbach am Sonntag mit dem Säbel landen. „Wenn ich verliere, wird es heißen, der Superfavorit hat es nicht geschafft“, sagte der Ex-Weltmeister aus Dormagen. „Wenn ich gewinne, ist es von allen erwartet. Von daher muss mich der Druck von Außen gar nicht interessieren.“ Weniger Last hat Carolin Golubytskyi, die von den deutschen Fechtern am Samstag als Erste und zudem als Einzelkämpferin auf die Planche muss: „Klar, allein ist es noch schwieriger. Aber alles ist machbar. Ich werde alles versuchen.“

Vollgas geben will auch André Greipel im Straßenrennen über 250 Kilometer. „Der Kurs ist schwer, aber machbar“, meinte der WM-Dritte aus Rostock. Sollte der Radprofi als einer der ersten Drei ins Ziel kommen, könnte ihm Queen Elizabeth zuwinken - Start und Ziel ist am Samstag vor dem Buckingham Palast. Mitfavoritin über 140 Kilometer der Frauen ist einen Tag später Judith Arndt, Olympia-Zweite von 2004.

Ihre „Mission Gold“ starten die Beachvolleyballer Julius Brink und Jonas Reckermann. „Das ist ein Turnier wie jedes andere“, sagte Reckermann cool. Nach dem WM-Sieg 2009 sowie den EM-Titeln 2011 und 2012 baggern sie jetzt um den Olympiasieg. Auf eine Überraschung setzt Vesper bei den Volleyball-Männern, die neben den Hockey-Teams die einzigen deutschen Mannschaften in London sind: „In einem Zwölferfeld ist immer alles möglich.“ Erster Gegner ist am Sonntag Russland.

Mit Wehmut schaut Vesper derweil im Fernsehen auf die Bilder vom schon begonnenen olympischen Fußball-Turnier der Frauen und Männer, bei dem Deutschland gänzlich fehlt. „Schade, dass wir nicht dabei sind, in Rio de Janeiro wollen wir 2016 wieder mitspielen“, sagte er.