„Für manche das Highlight“: Großprojekt Jugendspiele
Nanjing (dpa) - Wild getwittert wird noch nicht von deutscher Seite aus China. Nicht, weil es nicht ginge.
Die Organisatoren der Olympischen Jugendspiele in Nanjing (16. bis 28. August) hatten vor der Veranstaltung zugesichert, dass die jungen Sportler auch die sozialen Netzwerke nutzen dürfen, obwohl Twitter und Facebook für die Bevölkerung gesperrt sind.
Aber die deutschen Athleten haben (noch) andere Sorgen: Ankommen, Akklimatisieren und Trainieren. Die paar Bilder und Tweets, die von der mintgrün eingekleideten Mannschaft schon da sind, zeigen: lächelnde, müde Gesichter und große Koffer. Am Freitag werden alle 84 Athletinnen und Athleten da sein - dann geht das Abenteuer wirklich los.
Und zumindest offiziell wird wieder niemand Medaillen zählen - das hat der deutsche Chef de Mission Bernhard Schwank noch einmal ausdrücklich betont: „Wir geben keine Medaillen- oder Platzierungsziele aus. Wir haben den Jugendlichen gesagt: Fahrt hin, gebt euer Bestes und versucht, eure persönlichen Ziele zu erreichen. Wenn euch das gelingt, ist das hervorragend.“ Bei den ersten Jugendspielen in Singapur gab es für die 70 deutschen Starter 23 Medaillen, davon vier goldene. Auf dem nicht offiziellen Medaillenspiegel war das Rang zwölf. Unabhängig davon ist das Team in China eine große Mannschaft mit zum Teil großen Ambitionen.
Zusätzlich zu den 70 Athleten, die jedes Nationale Olympische Komitee maximal entsenden darf, durften zwei Teams für Mannschaftssportarten nach Nanjing reisen. Aus deutscher Sicht sind das zum ersten Mal zwei Hockeyteams, die mit dem Spielmodus Fünf-gegen-Fünf ein anderes Format spielen als gewöhnlich. Auch Basketball wird in Nanjing etwas anders gespielt: im „Streetball“-Modus Drei-gegen-Drei. Zum ersten Mal überhaupt bei den Spielen wird Beachvolleyball angeboten, vertreten von zwei deutschen Duos. Ähnlich ist es mit Golf, das 2016 in Rio de Janeiro nach 110 Jahren Pause wieder olympisch ist - hier sind zwei Deutsche gemeldet.
Trotz aller demonstrativen Medaillen-Nicht-Zählerei: Für manche Sportler ist das Event auch eine Vorbereitung auf Olympia. Der Schwimmer Christian Vom Lehn und die Rhythmische Sportgymnastin Jana Berezko-Marggrander beispielsweise, die beide an den Spielen 2010 teilnahmen, waren bei Olympia 2012 in London dabei. Ein ähnliches Bild bei den Winterspielen: Bei deren Premiere 2012 in Innsbruck präsentierte sich unter anderem Skispringer Andreas Wellinger - er wurde bei den Winterspielen in Sotschi mit dem Team „sogar Skisprung-Olympiasieger“, erinnert der DOSB.
Die heute 18-jährige Jana Berezko-Marggrander war bei den Spielen in Singapur eine der Jüngsten, das Mindestalter für eine Teilnahme ist 14. „Ich wusste, dass ich ab 2011 im Seniorenbereich turnen werde und ich wollte mich für Olympia in London qualifizieren“, sagt sie. „Da haben die Jugendspiele schon sehr geholfen. Bei einer EM oder WM gibt es ja nur Rhythmische Sportgymnastik, so waren alle Sportarten zusammen, die deutsche Delegation hat zusammen gewohnt. Dadurch wusste ich ungefähr, was in London auf mich zukommen würde.“ Bei den Europameisterschaften im April 2010 in Bremen hatte sie drei Bronzemedaillen geholt, in Singapur ebenfalls Bronze - in London wurde sie Siebzehnte.
Nun bereitet sie sich auf die Weltmeisterschaft im September in der Türkei vor, im kommenden Jahr steht schon die Qualifikation für Olympia in Rio de Janeiro an. „Für manche der Teilnehmer sind die Jugendspiele das eine Highlight ihrer Sportkarriere“, sagt sie. Doch auch wenn es für sie seitdem noch weiter nach oben ging: „Ich werde sie sicher auch nicht vergessen, sie werden für mich immer ein Teil von allem sein, was ich bisher erreicht habe.“