„Going for Gold“ - Kaymer will eine Medaille

Rio de Janeiro (dpa) - Eine olympische Goldmedaille mit dem Slogan „Going for Gold“ ziert das Facebook-Profil von Martin Kaymer. Wie überwältigt der ambitionierte Golfprofi von seinen ersten Olympischen Spielen ist, zeigt er in einem Foto-Tagebuch, das er seit der Eröffnungsfeier ständig ergänzt.

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Ein Treffen mit Tennistrainer Boris Becker, ein Plausch mit Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste - Kaymer saugt das besondere Olympia-Gefühl richtig auf. „Das sind Momente, die sollte man gar nicht versuchen, in Worte zu fassen“, sagt der 31-Jährige aus Mettmann in Rio de Janeiro.

Seinen ursprünglichen Plan, vor dem Turnierstart am Donnerstag (12.30 Uhr MESZ) in ein privat gemietetes Haus umzuziehen, hat Kaymer aufgegeben. „Die Schwierigkeit wird darin bestehen, die Balance zu finden, alles wahrzunehmen und sich dann auf den Wettkampf zu konzentrieren.“

Golfer sind es nicht gewohnt, in Zweibettzimmern zu schlafen oder sich mit Geräuschkulissen zu arrangieren. Die etwas spartanische Unterbringung im olympischen Dorf nimmt Kaymer aber gelassen: „Gut, die Klamotten liegen halt auf dem Boden, das Wasser wird auch nicht immer warm. Das ist aber auch ganz gut für den Kreislauf. Hier kommst du gut auf den Boden zurück.“

Kaymer ist extra früh angereist, um sich auf das alles einzulassen. „Ab Mittwoch, Donnerstag bist du dann wieder in deinem Turniermodus“, meint der zweimalige Major-Turnier-Gewinner.

Damit steht der Rheinländer in krassem Gegensatz zu den Topstars, die aus diversen Gründen, vor allem wegen des Zika-Virus', Rio meiden. „Es wäre wirklich ein Fehler gewesen, nicht hierher zu kommen. Für mich ist das so toll, wenn du die ganzen Sportler siehst.“ Und einen Seitenhieb auf die Kollegen kann er sich nicht verkneifen: „Eine Mücke habe ich noch nicht gesehen.“ Wie die Tenniscracks 1988 bei der Rückkehr ihrer Sportart zu Olympia tun sich die Golf-Millionäre bei der Wiederaufnahme nach 112 Jahren schwer.

Wer die Olympia-Reise angetreten hat, ist Feuer und Flamme. „Es ist eine Ehre, für sein Land zu starten“, sagt der topgesetzte Amerikaner Bubba Watson. „Ich habe zwei Majorsiege, nun würde ich gern eine olympische Medaille haben.“ Und Patrick Reed freute sich beim Auspacken der US-Teamkleidung „wie ein Kind an Weihnachten“. Rickie Fowler ließ sich „USA“ in die Haare schneiden und schwärmte nach seiner Ankunft in Rio: „Es ist schon sehr cool hier.“

Alex Cejka, der neben Kaymer die deutschen Farben vertritt, ist gespannt. „Ich bin aufgeregt, es wird ein großes Turnier. Ich verfolge Olympia seit so vielen Jahren am Fernseher, endlich ist Golf dabei“, sagt der 45-Jährige. Er flog direkt vom US-Turnier in Cromwell/Connecticut mit Platz elf im Gepäck an den Zuckerhut. „Eine Medaille zu holen ist schon in meinem Hinterkopf, aber es wird schwer.“

In dem 60er Feld wird es einfacher sein vorn mitzuspielen als bei einem Major. Von den Top 50 der Welt sind nur 17 vertreten. Der neu angelegte 6516 Meter lange Par-71-Kurs in Barra da Tijuca direkt am Atlantik ohne Bäume und tiefes Gras ist trickreich angelegt. „Schwer finde ich schon gut“, sagt Kaymer, der sich mit Blick auf das Fehlen einiger Konkurrenten viel ausrechnet. In der Setzliste steht er auf Platz 17.

„Ich hoffe, dass wir da unten eine wirklich positive Erfahrung mitnehmen, es allen anderen erzählen und die Golfer die ganze Sache dann immer aufregender finden“, sagt der Brite Justin Rose. So wie die Tennisspieler, die inzwischen auch alle kommen.