„Gold und Silber lieb ich sehr“: Die Olympia-Medaillen
London (dpa) - Schweiß, Tränen, Schmerzen, jahrelanger Verzicht - und das alles für eine Handvoll flachen Metalls: Die Medaillen der Olympischen Spiele sind symbolgeladen sondergleichen.
Erhobenen Hauptes und mit wallendem Mantel tritt Siegesgöttin Nike aus dem griechischen Parthenon-Tempel. Geradezu furchteinflößend sieht sie aus. Sie kann in ungeheurem Tempo laufen und sogar fliegen. In der Variante für die Sieger der Olympischen Sommerspiele 2012 ist sie gerade auf dem Weg nach London. Auf der anderen Seite der Medaille warten auf sie der Fluss Themse und das „London 2012“-Logo - und noch so einige Anspielungen.
Die Olympia-Medaillen sind so symbolgeladen, dass sie eine kleine Anleitung brauchen, damit man sie voll und ganz versteht. Ein bisschen Mysterium ist allerdings erlaubt, denn immerhin haben Tausende Athleten jahrelang mit Schweiß und Tränen darauf hingearbeitet, in diesem Sommer eine davon um den Hals tragen zu können.
Anders als bei den Olympischen Winterspielen trug die eine Seite der Gold-, Silber- und Bronzemedaillen bei allen Sommerspielen seit 1928 die gleiche Hauptperson in verschiedenen Ausführungen: die Göttin Nike. Seit 2004 wird sie gezeigt, wie sie Griechenland in Richtung der jeweiligen Spielstätte verlässt. Auf der anderen Seite darf die Ausrichternation jeweils ihren eigenen Stempel hinterlassen.
Zu den Spielen der Neuzeit gehörten die edelmetallenen Auszeichnungen ziemlich von Beginn an dazu. In der Antike sah das noch anders aus. Bei der Olympia-Urfassung gab es nur einen Sieger, Zweit- und Drittplatzierte gewannen nichts. Statt einer Goldmedaille bekam der einen Palmzweig, ein Stirnband und einen Kranz.
Vor allem aber winkten für die besten Sportler Ehrungen oder Sonderrechte wie Steuerfreiheit. Sie wurden wie Helden gefeiert, in Versen bedichtet oder durften Statuen von sich selber errichten. Ihre Profile wurden auf Münzen geprägt, um sie im ganzen Land bekanntzumachen, wie es vom Olympischen Museum im schweizerischen Lausanne heißt.
In London gibt es in diesem Sommer bei den Olympischen und den Paralympischen Spielen insgesamt rund 4700 Medaillen zu gewinnen. Massenware allerdings sind diese nicht. Zehn Stunden dauert es, bis eine davon fertig ist. Hergestellt wurden sie in der traditionsreichen königlichen Münzprägeanstalt Royal Mint in Wales, die auf gut 1000 Jahre Erfahrung zurückblicken kann. Nach deren Angaben wird jedes Stück fünfzehn Mal auf einer Spezialpresse mit 900 Tonnen Gewicht geprägt. Wie gewohnt bestehen sie aus Sterling-Silber, die Gold-Medaillen haben einen Mantel aus sechs Gramm purem Gold.
Die London-eigene Seite, die vom britischen Künstler David Watkins gestaltet wurde, zeigt das London-2012-Logo, durch das sich die Themse wie ein Band zieht. Wie Mikado-Stäbe sehen die Striche aus, die die Energie der Athleten symbolisieren sollen. Der Hintergrund, der wie eine Art Schüssel wirkt, soll an antike Amphitheater erinnern. Auf dem Rand jeder Medaille ist die jeweilige Sportart und Disziplin eingraviert.
Die Medaillen für die Paralympischen Spiele wurden von Schmuckdesignerin Lin Cheung entworfen. Sie zeigen eine Art Nahaufnahme der ausgestreckten Flügels der griechischen Siegesgöttin Nike. Das Bild stehe für den Blick nach vorne, für Kraft und Leichtigkeit - eine Metapher für den Geist der paralympischen Spiele, hieß es vom Komitee.