Interview mit Sandra Kiriasis: „Unser Bob heißt Iwanuschka“

Am Dienstag will Sandra Kiriasis zu Gold aufbrechen.

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Sotschi. Bobfahren gilt als die Formel 1 des Winters, doch in dieser Saison hat Sandra Kiriasis Schwierigkeiten mit dem Tempo im Eiskanal.

Frau Kiriasis, ist Ihnen vor Ihren letzten olympischen Auftritten zum Lachen oder zum Heulen?

Sandra Kiriasis: Ich freue mich wahnsinnig darauf. Dass es das letzte Rennen wird, habe ich im Kopf. Mich löchern die Leute und sagen, ich könne nicht aufhören. Aber das interessiert jetzt nicht.

Sondern?

Kiriasis: Ich will für mich einen tollen Wettkampf hinlegen, mit dem ich zufrieden bin — egal, was rauskommt.

Die Generalprobe in Sotschi vor einem Jahr haben Sie gewonnen.

Kiriasis: Da bin ich zwei Wochen lang mit einem fetten Grinsen rumgerannt. Der Erfolg gab mir Sicherheit. Diese Saison hatte viele Höhen und Tiefen, aber es sieht nicht mehr so schlecht aus wie noch am Anfang, wo uns die anderen ja richtig verdroschen haben. So viel wie in dieser Saison habe ich die vergangenen zehn Jahre nicht an meinem Bob rumgeschraubt.

Woran liegt es denn?

Kiriasis: Das wissen wir auch nicht. Wir sitzen drin und merken, dass wir langsam sind. Dann kommt mal wieder ein Lauf, wo man denkt: cool, es läuft. In dem Gerät steckt Potenzial, aber das ist wie bei einem Montags-Auto, das ständig kaputt geht und keiner weiß wieso. In einem Bob steckt so viel Technik, da kann mal was schiefgehen.

Wie haben Sie es geschafft, die erfolgreichste Bobpilotin der Welt zu sein?

Kiriasis: Indem ich meinem Körper auch Ruhephasen gegönnt habe — selbst wenn es dem Trainer nicht immer gefallen hat. Es gibt Tage, an denen bleibt man einfach im Bett und lässt die Muskeln wachsen.

Sebastian Vettel hat Namen für seine Autos. Sie für Ihren Bob?

Kiriasis: Ich hatte dafür schon immer Namen. Mein erster hieß Flying Shark, weil er wie ein Haifisch lackiert war. Der Turin-Bob hieß Nimbus 2006, zu dem Zeitpunkt haben wir alle Harry Potter gelesen. Der Bob für Vancouver hieß Firebolt, weil eine meiner Anschieberin die englische Version von Harry-Potter gelesen hat.

Und wie heißt der für Sotschi?

Kiriasis: Ich komme aus dem Osten, dort lernt man die russische Sprache und wächst mit russischen Märchen auf. Eines heißt Iwanuschka. So heißt unser Bob.

Sprechen Sie gut Russisch?

Kiriasis: Ein paar Brocken. Die Leute finden es schon cool, wenn man sie in ihrer Sprache begrüßt.

Sie haben eine neue Anschieberin . . .

Kiriasis: Meine eigentliche Anschieberin ist in Sotschi leider nur Ersatz. Nun fahre ich mit der jungen Franziska Fritz. Zwei Steinböcke. Mit dem Weltcupsieg in Winterberg haben wir uns ein Geburtstagsgeschenk gemacht. Franziska ist so unbedarft. Vielleicht ist es gut, dass sie sich noch nicht über alles ’ne Platte macht.

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