IOC öffnet Kosovo Tür zur internationalen Bühne
Belgrad (dpa) - Der Weg des jüngsten europäischen Staates auf die internationale Bühne ist frei. Das seit 2008 unabhängige Kosovo ist vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in die weltweite Sportfamilie aufgenommen worden.
Jetzt darf das mehrheitlich albanisch bevölkerte Balkanland erstmals an Olympischen Spielen teilnehmen. Bisher musste es im Sport wie auch in der Politik entweder draußen vor der Tür oder am Katzentisch bleiben, wenn international gekämpft oder getagt wurde.
Serbien und dessen mächtige Bündnisgenossen wie Russland oder auch China wussten das zu verhindern. Die Begründung: Kosovo habe sich widerrechtlich abgespalten und gehöre staatsrechtlich immer noch zu Serbien. Und das, obwohl inzwischen 109 der 193 UN-Mitglieder das Kosovo völkerrechtlich anerkannt haben.
Zwar konnte das arme Land Teilerfolge erzielen, als es 2009 in die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds (IWF) aufgenommen wurde. Auch wurde es Mitglied in den Weltverbänden für Tischtennis (2003), Gewichtheben (2008), Sportschießen (2011), Judo und Segeln (2012) oder im modernen Fünfkampf (2013). Im vergangenen Monat trat es sogar der Europäischen Handballföderation (EHF) bei. Der Fußball-Weltverband (FIFA) erlaubt Freundschaftsspiele, eine Zulassung zu internationalen Wettbewerben gibt es aber noch nicht.
Versperrt blieb dem Kosovo ebenso wie in der FIFA die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen (UN) oder der OSZE. In den UN blockierten Moskau und Peking, die OSZE benötigt Einstimmigkeit, die Belgrad als Mitglied verweigerte. Der Durchbruch Kosovos auf die weltweite Sportbühne sei von den USA und der EU erzwungen worden, kritisierte die serbische Zeitung „Politika“ - das IOC gab einen Tag vorher bekannt, das Kosovo vorläufig anzuerkennen. Auch der erwartete Aufschrei der serbischen Olympier ließ nicht lange auf sich warten. Das Nationale Olympische Komitee Serbiens legte offiziell Protest beim IOC ein. Auf der IOC-Vollversammlung am 8./9. Dezember in Monte Carlo soll das Kosovo von der Ringe-Organisation endgültig anerkannt werden.
Serbische Regierungsvertreter hielten sich mit deutlicher Kritik zunächst noch zurück. Wahrscheinlich will die Regierung nicht noch ein weiteres Mal die EU und die USA brüskieren. Gerade war trotz der Ukrainekrise Russlands Präsident Wladimir Putin mit einer großen Militärparade in Belgrad hofiert worden. Serbien weigerte sich als treuer Gefolgsmann Russlands auch, wie die EU und die USA Sanktionen gegen das größte Land der Erde zu verhängen.
Der Durchbruch des Kosovos im Sport dürfte sich auch auf die große Politik auswirken. Washington und Brüssel wollen Serbien dazu bringen, das Kosovo als Teilnehmer an allen internationalen Tagungen ohne Wenn und Aber zu akzeptieren. Das wäre eine wichtige Vorstufe zu einer Mitgliedschaft Pristinas in den UN und der OSZE. Doch gerade bei der 57 Staaten-Gemeinschaft in Wien dürfte es besonders schwierig werden, weil Serbien im nächsten Jahr turnusmäßig den Vorsitz einnimmt.