IOC würdigt München-Opfer mit Schweigeminute
London (dpa) - Mit einer Schweigeminute im olympischen Dorf hat IOC-Präsident Jacques Rogge am Montag überraschend die elf israelischen Opfer des Terroranschlags bei den München-Spielen 1972 gewürdigt.
Diese elf Athleten dürften nicht vergessen werden, sagte Rogge bei der feierlichen Zeremonie. „Sie kamen nach München in der Hoffnung auf Frieden und Solidarität. Wir schulden es den Athleten, diese Hoffnung weiterleben zu lassen“, erklärte der Belgier im Beisein von Olympia-Organisationschef Sebastian Coe, Londons Bürgermeister Boris Johnson und zahlreichen IOC-Spitzenfunktionären.
Die von der internationalen Politik geforderte Schweigeminute während der Eröffnungsfeier am Freitag hatte das Internationale Olympische Komitee (IOC) mehrmals - zuletzt am vergangenen Samstag - kategorisch abgelehnt. Rogge gab hinterher zu, das Gedenken sei eine spontane Aktion gewesen. Die Zeremonie im olympischen Dorf sei allerdings nicht dazu dagewesen, die Forderung nach einer Schweigeminute während der Eröffnungsfeier verstummen zu lassen. „Es war nicht die Absicht, jedermann zu beruhigen“, meinte Rogge.
Nach wochenlangen Diskussionen über eine angemessene Würdigung der Opfer kam die Aktion im olympischen Dorf unerwartet. „Das ist tatsächlich das erste Mal, dass es im olympischen Dorf geschehen ist. Ich konnte hier nicht über Frieden und Sport sprechen, ohne daran zu erinnern, was vor 40 Jahren passiert ist“, erklärte der IOC-Boss, der bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Segler gestartet war.
Das IOC wird zudem in Abstimmung mit dem Nationalen Olympischen Komitee (NOK) Israels am 6. August in Londons Guildhall eine Gedenkfeier abhalten. Der Sport habe zwar die Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen, könne aber nicht sämtliche Sorgen der Welt lösen. „Der Anschlag vor 40 Jahren erinnert uns daran, dass Sport nicht immun ist und auch nicht alle Probleme der Welt heilen kann“, sagte Rogge.
Bei dem Überfall eines palästinensischen Terrorkommandos auf die israelische Olympia-Delegation waren am 5. September 1972 elf Mannschaftsmitglieder und ein deutscher Polizist ums Leben gekommen.