Müller: Berlin wird die Welt für Olympia begeistern
Berlin (dpa) - Olympia in Berlin reißt die Welt mit, sagt Regierungschef Michael Müller (SPD). „Die Begeisterung der Menschen macht Berlin zu einer einzigartigen Sportmetropole“, warb der Regierungschef in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.
Auch eine Fußball-EM in Deutschland im selben Jahr sehe er für die Bewerbung 2024 nicht als Hindernis. „Warum sollen nicht zwei große Sportereignisse in Deutschland zeitnah möglich sein?“
Womit kann Berlin in der nationalen Ausscheidung punkten? Was verspricht sich die Stadt von Olympia?
Müller:Berlin hat im internationalen Wettbewerb hervorragende Erfolgsaussichten. Berlin ist Hauptstadt, weltweit bekannt und führende deutsche Sportmetropole. Regelmäßig richtet Berlin Welt- oder Europameisterschaften aus. Hunderttausende Fans stehen beim Berlin-Marathon an der Strecke. Die Begeisterung der Menschen macht Berlin zu einer einzigartigen Sportmetropole. Ein weiterer Vorteil: In Berlin sind kostengünstige und nachhaltige Spiele möglich. Denn der größte Teil der Wettkampfstätten ist vorhanden. Olympiastadion, Velodrom oder Max-Schmeling-Halle stehen. Wir werden vorhandene Sportstätten modernisieren.
Berlin wird für Olympia keine neuen Schulden aufnehmen. IOC und Bund beteiligen sich in nennenswertem Umfang an den Kosten. Unser Olympia-Konzept nutzt also den Menschen auch nach den Spielen. Das Athleten-Dorf wird später als Wohnraum genutzt. Hotels und Verkehrswesen sind schon heute olympiatauglich. Die Barrierefreiheit in Berlin wird durch die Paralympics, denen wir ein besonderes Gewicht einräumen wollen, einen neuen Schub bekommen. Olympische und Paralympische Spiele werden ein einzigartiges Erlebnis für die Hauptstadt des vereinten Deutschland sowie exzellente Werbung für die Stadt und für unser Land.
Boston, Paris und Rom sind bisher als Rivalen einer deutschen Bewerberstadt im Gespräch. Welche Argumente sprechen dafür, dass sich Berlin durchsetzen kann?
Müller:Berlin macht dem internationalen Sport ein Angebot für die ersten echten Reformspiele - nachhaltig, bürgernah, im Herzen der Stadt und in den Bundesländern rund um Berlin. Das sind Spiele im neuen, vereinten Deutschland. Wir sind überzeugt, dass die Menschen in aller Welt andere Spiele wollen: Besinnung auf die olympischen Werte, Sport und die Athletinnen und Athleten sollen im Mittelpunkt stehen.
Unser Konzept nimmt viele der kürzlich vom IOC beschlossenen Reformen vorweg. Wir setzen auf Modernisierung statt Neubau. Stätten für Wettkämpfe wie Kanu-Slalom oder Rudern werden wir nicht neu bauen, sondern diese Disziplinen dort austragen, wo es die Anlagen schon gibt - in Brandenburg oder Sachsen. Wir werden zeigen: Spiele gehen auch ohne gigantische Investitionen - in einem demokratischen Staat. Damit werden wir neue Begeisterung für die olympische Idee auslösen. Berlin als sportbegeisterte Metropole ist dafür die perfekte Kulisse. Und mit noch einem Aspekt können wir international punkten: Berlin ist Sehnsuchtsort nicht nur für junge Menschen überall auf der Welt. Berlin steht für Spiele, die die Welt für Olympia begeistern.
Welche Auswirkung könnten die Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees und die fast sichere Vergabe der Fußball-EM 2024 nach Deutschland haben?
Müller:Wenn das IOC den Geist der Reformen lebt, werden die Reformen erheblich dazu beitragen, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu steigern. Die Berliner Interessenbekundung enthält zentrale Punkte der IOC-Reformagenda. Ich nenne als wichtige Punkte: Fokus auf Nachhaltigkeit, Vernetzung in der gesamten Stadt und Nutzung von bestehenden Sportstätten auch in anderen Bundesländern. Wichtig darüber hinaus: Verträge zwischen IOC und Ausrichterstadt werden künftig komplett und im Vorfeld der Spiele veröffentlicht. Das ist ein großer Schritt in Richtung der notwendigen Transparenz.
Was die UEFA für 2024 entscheidet, liegt nicht in unserer Hand. Noch ist nichts beschlossen. Warum sollen nicht zwei große Sportereignisse in Deutschland zeitnah möglich sein? Sollte es 2024 mit Olympischen und Paralympischen Spielen in unserem Land nicht klappen, steht Berlin - vorbehaltlich der Zustimmung der Bürger in einem Volksentscheid - auch für 2028 bereit.
ZUR PERSON: Michael Müller ist seit Dezember 2014 Berlins Regierender Bürgermeister. Der SPD-Politiker brachte nach seiner Wahl Schwung in die Olympia-Bewerbung. Der 50-Jährige bezeichnet sich selbst als „großer Sportfan“.