Nach WM starten Kanuten zum Testen in Richtung Rio

Segrate (dpa) - Nur eine knappe Woche trennt die deutschen Kanuten noch vom Sehnsuchtsziel Rio de Janeiro.

Foto: dpa

Nach der mäßigen Ausbeute bei den Weltmeisterschaften in Italien mit nur vier Medaillen in den olympischen Disziplinen statten die erfolgsverwöhnten Paddler dem Olympia-Gastgeber von 2016 Ende der Woche einen ersten Besuch ab.

Direkt im Anschluss an die deutschen Meisterschaften in Oberschleißheim geht es über Frankfurt in die brasilianische Metropole. Anfang September verschaffen sich Canadier-Ass Sebastian Brendel und seine Kollegen dann auch von der Olympia-Regattastrecke im Rahmen eines internationalen Testwettkampfes einen Eindruck.

„Es geht dort um Fragen wie: Was macht der Wind? Wie ist die Wasserqualität“, sagte Bundestrainer Reiner Kießler, der der Veranstaltung sportlich „gar keinen Wert“ beimisst. Anders war das noch am Wochenende bei den Welttitelkämpfen in Italien, bei denen die deutschen Rennsport-Paddler hinter den eigenen Erwartungen zurückblieben.

Auch in den Zielvereinbarungen mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ist für die WM 2015 die Rede von „mindestens fünf Medaillen“. „Die Konkurrenz ist stärker geworden, viele Länder sehen das als Staatsunternehmung an“, meinte Kießler etwa mit Blick auf viele Osteuropäer, die vorne mitmischen.

Im ersten Anlauf sicherten die Kanuten ihrem Verband somit nur elf Olympia-Quotenplätze für Rio, von daher kommt der internationalen Nachqualifikation kommendes Frühjahr direkt vor dem Heim-Weltcup in Duisburg eine besondere Bedeutung zu. „Wir müssen nachsitzen“, erkannte der Chefcoach. Zumindest drei bis vier von jetzt noch möglichen fünf zusätzlichen Rio-Starttickets sollen nach den Vorstellungen der Verantwortlichen geholt werden.

Auf Topathleten wie Canadier-Ass Brendel oder die Kajak-Piloten Max Rendschmidt und Marcus Groß war bei der WM wieder mal Verlass, aus den jungen Jahrgängen sind dagegen kaum hoffnungsvolle Kanuten in Sicht. „Seit drei Jahren steht das bei uns auf der Agenda. Es fehlen uns schlichtweg die Talente“, sagte Kießler. „In Richtung Olympia in Rio 2016 ist noch alles gut, aber danach müssen wir sehen.“

Die Nachwuchsprobleme führt er in vielen kleineren Sportarten auch auf eine schlechte Verteilung der Gelder zurück. „Es gibt viele Projekte, die für die Leistungsklasse greifen, aber nicht für den Nachwuchsbereich. Das gilt nicht nur für Kanuten, sondern auch für viele andere Sportarten“, sagte der 64-Jährige. „Dabei darf es im Nachwuchsbereich eigentlich nicht an den Finanzen fehlen.“