Nachhilfe bei Olympia - Teams GB meist zweitklassig

London (dpa) - Little Britain! Ausgerechnet in den traditionsreichen Mannschaftssportarten ist GROSSbritannien ganz klein. Sechs Spiele, sechs Niederlagen - so lautete die bittere Bilanz der britischen Teams nach den ersten beiden Wettkampftagen im Basketball, Handball und Volleyball.

Doch die Engländer lassen sich von den teils heftigen Klatschen die Stimmung nicht verderben. Die Atmosphäre in den Hallen ist prächtig, wenn die Olympia-Gastgeber auflaufen. Dass die meisten Zuschauer gewisse Lücken im Regelwerk offenbaren hilft dabei, den Frust nicht zu groß werden zu lassen.

Als NBA-Profi Luol Deng die britischen Basketballer am Sonntagabend gegen Russland mit einem krachenden Dunk 2:0 in Führung brachte, tobte die Menge in der Arena im Olympic Park, als hätten die Gastgeber durch diese Punkte bereits die Goldmedaille sicher. Ziemlich schnell mussten die Fans des Teams GB aber feststellen, dass zwei Punkte im Basketball eine Winzigkeit sind.

Am Ende stand eine deutliche 75:95-Niederlage und die Erkenntnis, dass die Körbe für die Hausherren doch etwas zu hoch hängen. Auch die Basketballerinnen zahlten beim 58:74 gegen Australien Lehrgeld. „Uns fehlt einfach die Erfahrung“, gestand Deng, der einzige Top-Profi bei den Briten.

Zwar waren die Engländer bei den vergangenen beiden Europameisterschaften dabei, dennoch ist Basketball auf der Insel nach wie vor eine absolute Randsportart. Ähnlich wie Dart oder Cricket in Deutschland fristet der Sport auf der Insel ein Schattendasein.

Als Olympia-Gastgeber hatten die britischen Teams auch ohne Qualifikation ihre Plätze sicher, doch zumindest die Basketballer mussten nachweisen, dass sie einigermaßen konkurrenzfähig sind. Jetzt sind sie da und genießen trotz der geringen Aussichten auf das Weiterkommen jede Sekunde. „Olympische Spiele sind keine Selbstverständlichkeit. Davon kann ich später meinen Kindern erzählen“, sagte Deng.

„Dabei sein ist alles“ - das olympische Motto trifft noch viel mehr auf die Handball-Teams des Ausrichters zu. Als die Herren am Dienstagabend auf Frankreich trafen, prallten zwei Welten aufeinander. 44:15 hieß es am Ende für den kraftstrotzenden Weltmeister und Olympiasieger gegen das aufopferungsvoll kämpfende Team GB, das es vor sieben Jahren noch nicht einmal gab.

Erst als London 2005 den Zuschlag für die Spiele erhielt, machten sich die Briten auf, eine Handball-Auswahl zu bilden. Sie casteten Spieler aus anderen Sportarten und fahndeten weltweit nach Spielern mit englischen Wurzeln. Fündig wurden sie unter anderem in Deutschland: Der aus Offenbach stammende Christopher Mohr meldete sich als 16-Jähriger per Mail beim Verband, Lyn Byl spielte immerhin in der Bundesliga bei Bayer Leverkusen.

Sporting Giants hieß das ungewöhnliche Projekt, das zwar keine Medaillenkandidaten, aber immerhin Mannschaften mit Herz hervorbrachte - die Zuschauer honorieren es mit ihrem Zuspruch.

Unzählige Lehrgänge und Vorbereitungen unter schwierigen Bedingungen mussten Mohr und Byl über sich ergehen lassen, doch die einmalige Chance auf Olympia trieb alle an. „Okay, das war es wert“, sagte Byl trotz des 19:31 gegen Montenegro zum Auftakt. Der 22-jährige Mohr, in der Jugend in Hessen in der Oberliga aktiv, sah die Niederlage gegen die Franzosen positiv und verglich das Spiel mit den Anfängen: „Wir haben mit 29 Toren verloren. Vor sechs Jahren wären es 70 gewesen.“

Im Volleyball setzte es ebenfalls zwei klare Niederlagen, selbst die Fußballer müssen noch um das Weiterkommen zittern. Doch auch wenn es in den Mannschaftssportarten keine Medaillen geben sollte, für die Vielfalt des britischen Sports sind die Olympischen Spiele auf jeden Fall ein Gewinn. „Wenn Handball hier in 20 Jahren ein großer Sport ist, dann kann ich sagen: Ich war dabei“, meinte Mohr.

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