Neue Disziplinen für DOSB-Präsident Hörmann Chefsache
Sotschi (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat die zwölf neuen olympischen Wintersport-Disziplinen zur Chefsache erklärt.
„Egal, wie gut oder schlecht es in den neuen Disziplinen läuft“, sagte er vor Beginn des Sportspektakels am 7. Februar in Sotschi. „Diese Bilanz werde ich separat zum offiziellen Medaillenspiegel für mich führen - und zwar von Tag zu Tag.“ Da zeige sich, ob der Deutsche Olympische Sportbund mit den Fachverbänden „strategisch gekonnt“ agiert habe.
Die große Aufmerksamkeit von Hörmann für die Olympia-Newcomer Ski-Halfpipe, Slopestyle (Snowboard/Ski), Snowboard-Parallelslalom (jeweils Frauen/Männer) sowie Frauen-Skispringen, Mixed-Staffel im Biathlon, Teamstaffel im Rodeln und Eiskunstlauf-Teamwettbewerb liegt nicht daran, dass er trendy sein will. Vielmehr muss Deutschland als große Wintersportnation en vogue bleiben, um unter den Besten drei der Welt zu bleiben. Olympia-Gastgeber Kanada hatte 2010 in Vancouver sechsmal Gold in den sogenannten Trendsportarten zu Platz eins im Medaillenspiegel verholfen.
Deshalb erwartet der frühere Skiverbands-Präsident, dass die intensive Förderung der Modedisziplinen schon in Sotschi zu Erfolgen führt. „Natürlich kann man immer einen Wechsel auf die Zukunft ziehen und sagen, schauen wir in vier Jahren noch einmal“, sagte Hörmann, „aber den Spiegel müssen wir uns schon jetzt selbstkritisch vor das Gesicht halten.“
Im Ski-Slopestyle, ein Rennen auf einem Hindernisparcour, könnte Lisa Zimmermann auf Anhieb für Furore sorgen. Die frühere Eiskunstläuferin gewann immerhin schon einen Weltcup. In der Halfpipe hat Sabrina Cakmakli eine Finalchance. „Da haben wir ein bisschen Glück, dass sich die richtigen Athleten für Olympia interessieren“, meinte Helmut Herdt, Sportlicher Leiter Ski-Freestyle im DSV.
Die Snowboarder um Weltmeisterin Isabella Laböck und Amelie Kober haben sogar drei Medaillen im Visier. „Ich bin gut drauf und will das auch zeigen“, meinte Riesenslalom-Ass Laböck. „Wir brauchen die internationale Konkurrenz nicht zu scheuen“, hofft auch Snowboard-Verbandspräsident Hanns Michael Hölz.
Bei der Premiere im Skispringen der Frauen sind in Katharina Althaus, Gianina Ernst, Ulrike Gräßler und Carina Vogt vier deutsche Starterinnen dabei. „Es ist in dieser Saison ganz gut gelaufen, und ich bin zuletzt knapp am Podest vorbeigesprungen“, sagte Althaus. „Ich gehe positiv in den Wettkampf.“
Eine Novität haben auch die Biathleten mit der Mixed-Staffel zu bieten. „Was im Sommersport noch fehlt, ist für den Winter schon konkret angegangen worden: ungewöhnliche Ideen zu verwirklichen und neue attraktive Disziplinen ins Programm zu heben, die gerade junge Leute begeistern“, urteilte DOSB-Generaldirektor Michael Vesper. „Dazu zählen unter anderem die Teamwettbewerbe.“
Mannschafts-Gold gibt es erstmals im Rodeln zu gewinnen - für die superstarken deutschen Kufen-Asse ein olympisches Geschenk? „Auch diese Medaille muss erst einmal gewonnen werden“, warnte Vesper. Ein geteiltes Echo fand die Aufnahme des Teamwettkampfes im Eiskunstlauf. „Uneingeschränkt begrüßt“ wird er zwar vom Sportdirektor der Deutschen Eislauf-Union (DEU), Udo Dönsdorf. Allerdings würde die DEU es vorziehen, den Teamwettkampf nach - statt wie vorgesehen vor - den Einzeln auszutragen: „Das würde den Teamgeist noch mehr stärken.“
Um die Attraktivität zu steigern und ein jugendliches Publikum für Olympia zu gewinnen, ist das Reservoir noch nicht ausgeschöpft. Synchroneislaufen hält die DEU für olympiareif. Ski- Weltverbandspräsident Gian Franco Kasper preist den alpinen Teamwettbewerb, der bei der WM 2013 in Schladming für Furore sorgte. „Ich bin überzeugt, dass er 2018 in Südkorea im Programm ist“, prophezeite er unlängst. „Und dann hat er sofort einen Stellenwert.“
Für ein „attraktive Format“ hält Hermann Weinbuch, Bundestrainer der Nordischen Kombinierer, den Teamsprint. Der neue Präsident des Deutschen Skiverbandes (DSV), Franz Steinle, begrüßte die neuen Disziplinen im Sotschi-Portfolio als „eine Bereicherung“ und schlägt schon vor dem Olympia-Debüt der Skispringerinnen einen Mixed-Wettbewerb vom Schanzentisch vor.