Neue Nachweismethode für Anabolika: Mehr positive Fälle
Düsseldorf (dpa) - Im Kampf gegen Doping geht es voran. Das Kölner Doping-Analyselabor hat durch die verbesserte Nachweismethode für Anabolika rund 200 positive Kontrollen mehr in einem Jahr nachweisen können als zuvor.
Außerdem wächst die nationale Allianz für die Schaffung einer Anti-Doping-Gesetzgebung in Deutschland. Nun hat sich auch Rainer Brechtken, der Präsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB), sich erstmals für ein Anti-Doping-Gesetz ausgesprochen.
Das Kölner Kontrolllabor konnte durch die verfeinerte Messmethode die Zahl der ermittelten positiven Tests verdoppeln. „Bisher waren es pro Jahr etwa 200 und nun sind es im Vergleich mit 2012 etwa 400 positive Proben gewesen“, sagte Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule in Köln, der Nachrichtenagentur dpa. Bei zahlreichen dieser positiven Kontrollen seien bereits Verfahren eingeleitet worden. „Einige Doping-Fälle sind sogar schon sanktioniert worden“, ergänzte Schänzer.
In Köln wurde eine Nachweismethode entwickelt, mit der man das Anabolikum Stanozolol bis zu sechs Monate nach der Einnahme durch einen Athleten noch nachweisen kann. Bisher galt ein „Zeitfenster“ von etwa drei bis vier Wochen. „Die verfeinerte Messmethode ist eine tolle Verbesserung und ein Durchbruch“, sagte Schänzer. Parallel war es dem Moskauer Doping-Labor gelungen, eine Methode zu entwickeln, die das heute vorwiegend in Osteuropa genutzte Oral-Turinabol rückwirkend bis zu sechs Monate nachweisen kann. Auch dabei seien rund 100 positive Tests mehr als ein Jahr zuvor registriert worden.
Getrübt wurde dieser wissenschaftliche Erfolg aber von der durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) verfügten vorläufigen Suspendierung der Moskauer Einrichtung. Als Grund wurden Probleme mit dem Qualitätsmanagement angegeben, die das Labor bis zum 1. Dezember beheben muss - sonst droht der Entzug der Akkreditierung für sechs Monate und ein Imageschaden: In knapp drei Monate ist das russische Sotschi Schauplatz der Olympischen Winterspielen. Russlands Sportminister versuchte nun die Suspendierung herunterzuspielen. „Natürlich werden wir die Empfehlungen der WADA erfüllen. Das sind laufende Geschäfte, da gibt es kein Problem“, sagte Witali Mutko.
Unterdessen bröckelt die Front gegen ein Gesetz zur Bekämpfung von Doping immer mehr. „Wenn die Politik jetzt alle rechtlichen Vorschriften in einem einzigen Anti-Doping-Gesetz vereinen will, begrüße ich dies“, formulierte Brechtken in einem Schreiben an alle Kaderathleten seines Verbandes. Damit wurde der Wille zum Antidopingkampf nochmals unterstrichen, ohne dass sich materiell rechtlich die Voraussetzungen grundsätzlich ändern. Den Ansatz, Dopingbetrug als strafrechtliches Vergehen zu werten, hält der Sprecher der deutschen Spitzensport-Verbände darin auch für sinnvoll.
So sieht sich auch Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger mit seinem Gesetzentwurf zur Strafbarkeit des Dopings auf einem guten Weg. „Wir haben mittlerweile breite Unterstützung bekommen“, sagte der SPD-Politiker. Die Konferenz der Justizminister der Länder habe sich in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, auch aus dem Bundesrat gebe es positive Signale.
Stickelberger sprach zudem ausdrücklich unter anderem von Zustimmung aus Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie von Spitzensportlern wie Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll, die ihre Forderung nach einem Anti-Doping-Gesetz bekräftigte. „Ich stehe für einen fairen und sauberen Sport“, sagte die 32-Jährige. Dopende Sportler müssten „zur Rechenschaft“ gezogen werden. Voraussichtlich am 29. November soll den Angaben zufolge über den Gesetzentwurf, der einen Straftatbestand Sportbetrug vorsieht, im Bundesrat beraten werden.