Reise nach Südkorea Nordkoreas Machthaber schickt Schwester zu Olympia
Pyeongchang (dpa) - Im Rahmen der Olympischen Winterspiele soll zum ersten Mal ein Mitglied der seit drei Generationen in Nordkorea herrschenden Kim-Familie nach Südkorea kommen.
Im Zuge seines plötzlichen Annäherungskurses an Südkorea will Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un seine jüngere Schwester zu den Spielen nach Pyeongchang schicken. Nordkorea habe Südkorea davon informiert, dass Kim Yo Jong als Mitglied einer hohen Delegation anreisen werde, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul am Mittwoch mit. Die Delegation soll am Freitag, wenn die Spiele eröffnet werden, anreisen und bis zum Sonntag bleiben.
Die Ankündigung gilt als Zeichen dafür, dass Kim Jong Un die seit Anfang des Jahres betriebene Annäherung fortsetzen will. Die 30-jährige Schwester trägt den Angaben des Vereinigungsministeriums zufolge den Titel einer Vizedirektorin des Zentralkomitees der Arbeiterpartei. Nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap ist sie auch stellvertretende Leiterin der Abteilung für Propaganda und Agitation.
Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Kim Jong Un, der Mitte 30 ist, ihr verschiedene Posten verschafft, um damit die Stellung der Familie innerhalb des Führungssystems des weithin isolierten Staates zu stärken. Seit die Schwester ins Zentralkomitee aufgestiegen war, gab es Spekulationen, dass sie in der Machthierarchie immer weiter vorrücken und ihrem Bruder bei den Regierungsgeschäften stärker zur Hand gehen könnte.
Nordkorea hatte schon wenige Tage zuvor angekündigt, dass eine mehrköpfige Delegation unter der Leitung des protokollarischen Staatsoberhauptes Kim Yong Nam anlässlich der Winterspiele nach Südkorea reisen werde.
Nordkorea informierte jetzt den Süden davon, dass die Abordnung auch den Vorsitzenden des Weisungsausschusses für den nationalen Sport, Choe Hwi, sowie den Vorsitzenden des für innerkoreanische Angelegenheiten zuständigen Komitees, Ri Son Gwon, umfassen werde. Mit ihnen sollen mehrere Begleitpersonen anreisen.
Kim Jong Un hatte in seiner Ansprache am Neujahrstag zugesagt, eine Delegation zu den Winterspielen in der östlichen Provinz Gangwon entsenden zu wollen. Bei Gesprächen vereinbarten beide Seiten später, dass auch 22 nordkoreanische Sportler, unter ihnen zwölf Eishockey-Spielerinnen, an den Wettkämpfen teilnehmen.
Südkoreas Präsident Moon Jae In will die Zusammenarbeit mit Nordkorea für Olympia dazu nutzen, eine dauerhafte Entspannung zu erreichen. Allerdings wird bisher bezweifelt, dass Nordkorea auch an Gesprächen über sein Atom- und Raketenprogramm interessiert ist, das in der Region und von den USA als große Bedrohung gesehen wird.
Nach einem 140 Mitglieder umfassenden Orchester schickte Nordkorea am Mittwoch auch eine große Jubelgruppe mit mehr als 200 Cheerleadern zu den Olympischen Winterspielen. Unter der Leitung von Sportminister Kim Il Guk sei die Delegation mit 280 Mitgliedern über die militärische Demarkationslinie im Westteil der Grenze eingereist, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit. Die Gruppe umfasste neben den Cheerleadern auch 26 Taekwondo-Sportler, Sportfunktionäre und Journalisten.