Nur zwei Medaillen für deutsches Team
London (dpa) - Siebenkampf-Silber für Lilli Schwarzkopf nach irrtümlicher Disqualifikation und Bronze an die Florettfechter, aber auch reichlich Blech. Die deutsche Mannschaft in London hat am zweiten Olympia-Wochenende zahlreiche Medaillenchancen liegen gelassen.
Die zunächst zu Unrecht ausgeschlossene Schwarzkopf sowie das Fecht-Quartett Benjamin Kleibrink, Peter Joppich, Sebastian Bachmann und André Weßels holten die einzigen Medaillen für das Team, das zur Halbzeit der Spiele mit fünfmal Gold, zehnmal Silber und siebenmal Bronze Achter im Medaillenspiegel war.
Für die sportlichen Glanzlichter sorgten Supersprinter Usain Bolt und US-Schwimmstar Michael Phelps, der sein 18. Gold gewann und im letzten olympischen Rennen mit der Lagenstaffel die 22. Medaille holte. Der Jamaikaner Bolt lieferte am Sonntag vor 80 000 begeisterten Zuschauern im Olympiastadion die erwartete Sprint-Show. In 9,63 Sekunden, der zweitschnellsten je gelaufenen Zeit, hielt er Landsmann und Weltmeister Yohan Blake locker auf Distanz und holte wie 2008 Gold über 100 Meter. Zur schnellsten Frau der Welt hatte sich tags zuvor seine Landsfrau Shelley-Ann Fraser-Pryce gekrönt.
Im Tennis triumphierte Serena Williams aus den USA im Einzel und an der Seite ihrer Schwester Venus im Doppel. Im Herren-Finale gewann der Brite Andy Murray in drei Sätzen gegen Roger Federer und verhinderte das erste Einzel-Gold des Schweizers. Seinen vierten Olympiasieg feierte der britische Segler Ben Ainslie im Finn Dinghi.
An der Spitze der Länderwertung geht das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen China und den USA weiter. Nach 161 Entscheidungen führen die Chinesen mit 30 Gold, 17 Silber und 14 Bronzemedaillen knapp vor den Amerikanern (28-14-18). Dank des erfolgreichsten Olympia-Tags seit 104 Jahren mit sechsmal Gold festigte Großbritannien Position drei (16-11-10).
Ganz nah dran an einer Plakette war Britta Steffen, der vier Jahre nach ihrem Schwimm-Olympiasieg in Peking über 50 Meter Freistil als Vierte sieben Hundertstel zu Bronze fehlten. Blech gab es auch für Radprofi Roger Kluge, der im Omnium Platz vier belegte, und das im kleinen Finale geschlagene Tennis-Mixed Sabine Lisicki/Christopher Kas. Im Sprung-Finale der Turnerinnen kamen Janine Berger und Oksana Chusovitina auf die Ränge vier und fünf. Fünfte wurden auch Weitspringer Sebastian Bayer und Diskuswerferin Nadine Müller. Keine Medaillenbank mehr sind die Springreiter, die völlig überraschend bereits nach der Hälfte des olympischen Team-Wettbewerbs ausschieden.
Edelmetall im Visier haben dafür die Tischtennis-Herren, die mit dem 3:0 gegen Österreich das Halbfinale erreichten. Die Hockey-Herren verloren mit 1:3 gegen die Niederlande und brauchen noch einen Punkt aus der Partie gegen Neuseeland zum Einzug in die Vorschlussrunde. Auch die Surfer Toni Wilhelm und Moana Delle greifen vor Weymouth nach einer Medaille. Alle drei deutschen Stabhochspringerinnen qualifizierten sich für das Finale an diesem Montag.
Die Hoffnungen der deutschen Degenfechterinnen platzten bereits im Viertelfinale des Teamwettbewerbs mit dem 42:45 gegen China. Die Schützen drohen bei Olympia ganz ohne Medaillen zu bleiben: Im Dreistellungskampf mit dem Sportgewehr belegte Barbara Engleder Rang sechs. Christian Reitz wurde mit der Schnellfeuerpistole Siebter. Im Trap-Wettbewerb liegt Karsten Bindrich auf Finalkurs.
Rad-Sprinter Robert Förstemann scheiterte im Viertelfinale. Im Sprint der Frauen zog Kristina Vogel in die Runde der besten Acht ein. Halbschwergewichtler Enrico Kölling schied als dritter von vier gestarteten deutschen Boxern aus. Die Hockey-Damen müssen nach dem 1:3 gegen Argentinien ums Weiterkommen bangen.
Für die deutsche Ruderflotte ging Olympia ohne Medaille zu Ende. Der Vierer ohne Steuermann musste sich im Finale mit dem letzten Rang begnügen. Auch die beiden leichten Doppelzweier kamen als Sechste ins Ziel. Deutschlands Tischtennis-Damen schieden mit 0:3 gegen Japan im Viertelfinale aus. Die Volleyballer wahrten mit dem 3:0 gegen Tunesien ihre Chance aufs Viertelfinale. Julius Brink und Jonas Reckermann zogen ins Viertelfinale des Beachvolleyball-Turniers ein.