Fragen und Antworten Olympia-Aus für ARD und ZDF: Die Folgen für TV-Sportfans

Berlin (dpa) - Die Olympia-Fans müssen ihre Fernseh-Gewohnheiten umstellen. ARD und ZDF dürfen von den nächsten vier Olympischen Spielen keine Wettkämpfe live übertragen, Rechte-Inhaber Eurosport will exklusiv senden.

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Warum hat das Internationale Olympische Komitee Medienrechte 2015 überhaupt an Discovery und nicht wie zuvor an ARD und ZDF vergeben?

Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach hatte damals erklärt, dass bei der Rechtevergabe der erste Blick des IOC den Inhalten gegolten habe. Das Discovery-Angebot mit dem Tochterunternehmen Eurosport habe sich „exakt an der Olympischen Agenda 2020 orientiert“. Zwar lobte Bach auch die „qualitativ exzellente Berichterstattung“ von ARD und ZDF in der Vergangenheit, jetzt sei aber die Zukunft mit den vielen neuen Möglichkeiten. Für das exklusive Paket mit den TV-Rechten für den europäischen Markt zahlte Discovery 1,3 Milliarden Euro an das IOC.

Warum scheiterten die Verhandlungen mit Discovery über Sub-Lizenzen für ARD und ZDF?

Es lag am Geld. Die Forderungen von Discovery lagen „bei Weitem über dem, was von uns verantwortet werden kann“, sagte Ulrich Wilhelm, der bei der ARD für Sportrechte zuständige Intendant. Bestätigte Zahlen gibt es nicht. ARD und ZDF haben nach dpa-Informationen für die Sub-Lizenzen von 2018 bis 2024 rund 200 Millionen Euro geboten, das US-Unternehmen Discovery etwa 300 Millionen Euro verlangt. In der letzten Runde sollen sich beide Seiten noch einmal ein bisschen angenähert haben - doch es reichte nicht für eine Einigung. So oder so hätten ARD und ZDF keine Exklusivrechte erworben.

Wie haben ARD und ZDF zuletzt über die Olympischen Spiele berichtet?

ARD und ZDF haben aus Rio de Janeiro so umfangreich wie nie zuvor berichtet. Rund 340 Stunden live zeigten die beiden TV-Sender im klassischen Fernsehen an 19 Übertragungstagen. Zusätzlich gab es sechs parallele Livestreams auf den Internet-Seiten. Dieses Angebot summierte sich auf mehr als 1000 Stunden für den Online-Empfang.

Wie will Eurosport künftig von Olympia berichten?

Discovery nannte es am Montag als Ziel, „mehr Menschen über mehr Bildschirme denn je zu erreichen“. Eurosport 1 wird Live-Bilder von den Wettkämpfen im Free-TV zeigen, ergänzt von Übertragungen bei DMAX. Weitere Berichterstattung werde es beim Bezahlsender Eurosport 2 und bei der ebenfalls derzeit kostenpflichtigen Online-Plattform Eurosport Player geben. Das Programm werde die deutschen Sportstars in den Fokus stellen und den Schwerpunkt auf Geschichten setzen, „die die deutschen Fans am meisten interessieren“, hieß es.

Auf welche zusätzlichen Kosten muss sich der Olympia-Fan einstellen, wenn er alle Wettkämpfe sehen will?

Das IOC verlangt, das von den Winterspielen 100 Stunden im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden. Bei Sommerspielen sind es sogar 200 Stunden. Eurosport sicherte zu, dass diese Vorgaben übertroffen werden, ohne konkreter zu werden. „Die größten Momente und die deutschen Medaillenentscheidungen werden bei Eurosport im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein“, hieß es. Dennoch wird Eurosport versuchen, seine Kosten über zusätzliche Pay-TV-Kunden bei Eurosport 2 und über zahlende Online-Nutzer, die auf das volle Olympia-Programm im Eurosport Player zugreifen wollen, zu refinanzieren. Daher ist zu erwarten, dass einige attraktive Wettbewerbe nur hinter der Bezahlschranke zu sehen sein werden. Der Eurosport Player kostet derzeit 5,99 Euro monatlich oder 59,99 Euro im Jahres-Abo.

Können ARD und ZDF jetzt den Rundfunkbeitrag senken?

Nein, so einfach ist das nicht. Auch wenn erhebliche Kosten gespart werden, könnten ARD und ZDF das nicht an die Beitragszahler weitergeben. Zur Beitragshöhe macht jeweils eine unabhängige Kommission, die KEF, einen Vorschlag. Die Entscheidung liegt aber bei den Länderparlamenten. Derzeit beträgt der Beitrag monatlich 17,50 Euro pro Wohnung. Und die Ministerpräsidenten der Länder haben gerade erst Ende Oktober entschieden, daran auch ab 2017 nichts zu ändern - und das, obwohl die KEF eine moderate Senkung um monatlich 30 Cent vorgeschlagen hatte. Wenn die Entscheidung zur Berichterstattung über die Olympischen Spiele überhaupt Auswirkungen auf den Beitrag haben sollte, dann allenfalls mittelfristig.

Wie reagiert der deutsche Sport auf die Entscheidung?

Die deutschen Sportfunktionäre sind besorgt. Sie sehen die Gefahr, dass Eurosport seine Berichterstattung nicht mehr so stark auf deutsche Athleten konzentrieren wird wie es ARD und ZDF taten. Zudem fürchten sie, dass ARD und ZDF wegen der fehlenden Olympia-Rechte nun auch weniger Sendeplatz für andere Wettkämpfe in olympischen Sportarten zur Verfügung stellen könnten. Die Sender traten diesen Sorgen am Montag mit Absichtsbekundungen entgegen, auch künftig die deutschen Athleten ins Licht rücken zu wollen.