Olympia-Fan Friedrich fordert deutsche Bewerbung
Berlin (dpa) - Innenminister Hans-Peter Friedrich ist Olympia-Fan. Strahlend schwärmte er von den tollen London-Spielen und forderte erneut eine deutsche Olympia-Bewerbung.
„Für ein Land, dem es gut geht wie Deutschland, muss es ein Ziel sein, solche weltweit beachteten Spiele auszutragen“, sagte der auch für den Sport verantwortliche Minister der Nachrichtenagentur dpa. Die negativen Ergebnisse der Bürgerbegehren in Graubünden und Wien, wo sich die Bevölkerung jeweils mit großer Mehrheit gegen eine Olympia-Kandidatur ausgesprochen hatten, bereiten ihm keine Sorgen: „Ich werde immer für Olympische Spiele in Deutschland werben. Ich glaube, Olympia ist für ein Land eine gute Möglichkeit, sich in der Welt zu präsentieren.“
Der CSU-Politiker begrüßt die Pläne Münchens, vor einer möglichen zweiten Bewerbung um die Winterspiele 2022 ein Bürgerbegehren durchzuführen. „Eine solche Bürgerbefragung sollte allerdings möglichst frühzeitig erfolgen“, so Friedrich. Das Bürgerbegehren ist für den 10. November geplant - nur vier Tage vor der Abgabe einer Absichtserklärung und ersten Gebühr ans Internationale Olympische Komitee (IOC).
Für 2022 gibt es bislang noch keine offiziellen Bewerber. Krakau, Barcelona, das ukrainische Lwiw, Oslo und das kasachische Almaty haben neben München mehr oder weniger deutlich ihr Interesse an der Gastgeberrolle signalisiert. Nach dem gescheiterten Versuch für Olympia 2018 machte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) diesmal eine breite Zustimmung der Bevölkerung zur Bedingung für eine weitere Bewerbung. Erst nach den Wahlen zum Bundestag und zum bayerischen Landtag und der Vergabe der Sommerspiele 2020 am 7. September in Buenos Aires wollen alle Beteiligten endgültig über einen zweiten Anlauf entscheiden.
Bis dahin muss Friedrich noch andere sportliche Herausforderungen meistern. Vor allem die künftige Finanzierung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) treibt ihn um. Dieses Jahr hatte der Bund die klamme NADA wieder mit einer Million Euro unterstützen müssen, die zulasten der Sportförderung ging. „Ich bin sehr enttäuscht über das Verhalten der allermeisten Länder, sich an der NADA-Finanzierung im Grunde nicht zu beteiligen“, erklärte der 56 Jahre alte Oberfranke. „Ich habe immer gehofft, die Länder würden ihre gemeinsame Verantwortung auch erkennen, aber das ist nicht passiert. Wir müssen sehen, wie wir da weitermachen.“ Es gelte, die hohe Leistungsfähigkeit der NADA zu erhalten und auszubauen.
Auch um den deutschen Spitzensport macht sich Friedrich einige Sorgen. Der Sportminister warnte die einzelnen Fachverbände, die Belastungsspirale für ihre Athleten nicht zu überdrehen. Nach der Veröffentlichung der alarmierenden Ergebnisse einer Sporthilfe-Studie über Dysfunktionen im deutschen Spitzensport stellte der CSU-Politiker eine zunehmende Drucksituation fest. „Eins ist klar: Auch im Leistungssport nimmt der psychische Druck auf die einzelnen Sportler zu. Das ist unübersehbar“, sagte Friedrich.
Bei der Befragung deutscher Top-Athleten gaben 8,7 Prozent an, schon einmal an Absprachen über den Spiel- oder Wettkampfausgang beteiligt gewesen zu sein. 5,9 Prozent der Athleten räumten regelmäßiges Doping ein. 9,3 Prozent leiden unter depressiven Erkrankungen, 11,4 Prozent unter Burn-Out. 9,6 Prozent der Sportler offenbarten Essstörungen.
Die Integrität des Sports dürfe nicht aufs Spiel gesetzt werden. „Beim Thema Integrität im Sport, vor allem in den Bereichen Doping und Manipulation, gibt es nur einen Weg und der ist, konsequent zu sein. Wenn da etwas aufgedeckt wird, darf man die Leine nicht lockerlassen“, sagte Friedrich. „In den Bereichen Manipulation und Doping gibt es erhebliches Gefahrenpotenzial, wenngleich ich zum Beispiel das Sportwettenproblem primär in Asien sehe.“