Olympisches Feuer auf Tuchfühlung mit Londoner Stadion
London (dpa) - Sechs Tage vor dem Entzünden des olympischen Feuers im Stadion von Stratford ist die Fackel am Samstag schon einmal auf Tuchfühlung gegangen. Auf der 64. Etappe des 70 Tage dauernden Fackellaufes wurde das Feuer ganz nahe am Olympia-Park vorbeigetragen.
Die Fackelläufer machten sich von Greenwich auf den Weg durch die Stadtteile im Londoner East End, die an den Olympic-Park angrenzen. Tausende Londoner feierten an den Straßenrändern und bei Zwischenstationen in Newham und Hackney die Läufer. Die Organisatoren erhoffen sich vom Fackellauf durch die Gastgeberstadt auch endlich olympische Stimmung. Bisher hatte in London eher Frust und Zynismus über Organisationspannen regiert.
„Mit ihrem Lauf durch die Stadt wird ihr Glanz die verbliebenen Wolken vertreiben und einen Waldbrand an Enthusiasmus auslösen“, sagte Londons Bürgermeister Boris Johnson zuversichtlich. Britische Olympiahoffnungen wie der aus Hackney stammende Dreispringer Phillips Idowu und Sport-Legenden der Vergangenheit wie Turnerin Nadia Comaneci, Speerwerferin Tessa Sanderson-White oder Boxer Ronald Cooper trugen die Fackel.
Auch der nach einem Zusammenbruch nur knapp dem Tod entronnene Fußballer Fabrice Muamba sollte das Feuer tragen, das am Freitagabend spektakulär von einem Hubschrauber über dem Tower of London abgeseilt worden war.
Derweil schießen die Spekulationen darüber ins Kraut, wem am 27. Juli die große Ehre zu Teil werden wird, das olympische Feuer vor 62 000 Zuschauern im Olympiastadion und vor Millionen an den Fernsehschirmen in aller Welt entzünden zu dürfen. Die britischen Buchmacher nehmen inzwischen keine Wetten mehr an. Favorit bei den wett-verrückten Briten ist bisher Ruderer Steve Redgrave vor Zehnkampf-Legende Dailey Thompson. Der Chef de Mission des britischen Teams, Andy Hunt, wollte am Samstag nichts verraten: „Es wird einen Wow-Moment geben“, sagte er lediglich.
Wenn das Feuer am kommenden Freitag entzündet wird, werden 8000 Läuferinnen und Läufer die Fackel getragen haben. Darunter war am Samstag auch der 101 Jahre alte Inder Fauja Singh als ältester Teilnehmer des Laufes. Zwischenfälle gab es im Gegensatz zum international angelegten Fackellauf von Peking 2008, als zahlreiche Menschenrechts-Aktivisten das Feuer demonstrativ angriffen, kaum. Am Freitag war ein 17-Jähriger festgenommen worden, als er versuchte, die Fackel zu greifen.