Phelps wieder vorn - Steffen im Finale

London (dpa) - Gerührt lauschte Michael Phelps nach seinem letzten Einzel-Gold der Hymne, euphorisch freute sich Steffen Deibler über Platz vier - und sogar für Britta Steffen ist ein Happy-End in London greifbar.

Als Vierte schaffte es die Doppel-Olympiasiegerin von Peking in das Finale über 50 Meter Freistil. Urplötzlich sind die Podestplätze wieder erreichbar. „Die Goldmedaille ist schon vergeben, dahinter ist es relativ offen. Wenn ich einen guten Start erwische, kann ich vielleicht sogar nach einer Medaille greifen“, sagte die Berlinerin. Der vorletzte Tag der olympischen Schwimm-Wettbewerbe bot am Freitagabend neben deutschen Lichtblicken einen weiteren Weltrekord und die nächsten Teenie-Titel.

Deibler zeigte über 100 Meter Schmetterling beim 17. Olympiasieg von Phelps ein tolles Rennen, lag zur Wende auf Platz zwei und bis kurz vor dem Anschlag auf Medaillenkurs. Nach 51,81 Sekunden fehlten 37 Hundertstelsekunden zur Medaille. „Der Platz ist schon geil. Ich habe mir den Traum vom olympischen Einzelfinale erfüllt. Ich bin sauzufrieden mit den Olympischen Spielen bisher, bin sauschnell geschwommen, das macht mich schon sehr glücklich“, sagte der Hamburger. In London verbesserte er seine Bestzeit gleich zweimal. Jetzt will er mit der Lagen-Staffel am Samstag noch mal auftrumpfen.

Phelps konterte seinen schlechten Start und zog auf den letzten Metern davon. In 51,27 Sekunden fing der 200-Meter-Sieger den Südafrikaner Chad le Clos und Jewgeni Korotyschkin aus Russland ab. Beide wurden mit 51,44 gestoppt. „Ich bin einfach nur glücklich, dass ich gewonnen habe“, sagte Phelps. Bei der US-Hymne war er sichtlich bewegt.

Steffen zeigte sich nach dem enttäuschenden Halbfinal-Aus über 100 Meter Freistil auf der halben Distanz verbessert und kam nach 24,57 sicher weiter. „Ich schwimme hier nicht besser als die 100, aber die Differenz zur Weltspitze ist geringer über 50“, erklärte die 28-Jährige. Gold scheint für 100-Meter-Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo (Niederlande) nach 24,07 im Halbfinale reserviert. Steffen sorgte für die erste Finalplatzierung einer deutschen Frau nach sieben Endlauf-Teilnahmen durch die Männer.

Den siebten Weltrekord im Aquatics Centre schaffte über 200 Meter Rücken US-Teenie Missy Franklin. In 2:04,06 Minuten blieb die 17-Jährige 75 Hundertstelsekunden unter der vier Jahre alten Bestmarke. Es war Franklins dritter London-Sieg.

Trotz der ohrenbetäubenden Anfeuerung von 17 000 Zuschauern, unter ihnen Prinz William mit Ehefrau Kate, verpasste Rebecca Adlington als Dritte das ersehnte erste britische Gold im Aquatics Centre. Die Peking-Olympiasiegerin konnte der 15-jährigen Amerikanerin Katie Ledecky nicht folgen. Ledecky steigerte ihre Zeit der US-Trials vom Juli um mehr als fünf Sekunden und verpasste in 8:14,63 Minuten Adlingtons Weltrekord nur um 53 Hundertstel.

Die 50 Meter Freistil der Männer gewann Florent Manaudou aus Frankreich. Der kleine Bruder von Athen-Olympiasiegerin Laure Manaudou überraschte in 21,34 Sekunden die höher eingeschätzte Konkurrenz. Cullen Jones (USA/21,54) und Peking-Goldmedaillengewinner Cesar Cielo (Brasilien/21,59) hatten dem 22 Jahre alten Olympia-Neuling nichts entgegenzusetzen.

Ein versöhnliches Staffel-Ende verpasste Britta Steffen hingegen. Nach dem Vorlauf-Aus mit dem Freistil-Quartett reichte es auch mit der bei der EM noch siegreichen Lagen-Staffel nur zu Platz neun. In 3:59,95 Minuten waren Jenny Mensing, Sarah Poewe, Alexandra Wenk und Steffen um 38 Hundertstelsekunden zu langsam für den Endlauf.

Mit fliegenden Start schaffte sie als Schlussschwimmerin in 52,89 Sekunden die beste Zeit und hätte so im Einzelfinale mehr als mithalten können. Zurück an Land gewährte Steffen nach dem guten Vorlauf am Vormittag dann einen Einblick in ihr Innenleben. Ungefragt thematisierte sie in der Interviewzone einen Medienbericht, der ihr den Start in den Tag vermiest hatte.

Das Lagen-Quartett der Männer mit Helge Meeuw, Christian vom Lehn, Steffen Deibler und Marco Di Carli kam als Sechster ins Finale am Samstag. Nachdem vom Lehn auf der Brust-Lage geschwächelt hatte, sicherten Di Carli und Deibler das Finalticket.