Putzhilfen spionieren Doping-Betrügern hinterher

London (dpa) - Die Doping-Spione kommen bei den Olympischen Spielen aus der Besenkammer. In London soll das Putzpersonal in Athletenunterkünften oder Umkleideräumen die Augen offen halten, Auffälligkeiten melden und verdächtige Gegenstände wie Spritzen, Kanülen und Plastikbeutel melden.

„Selbstverständlich gibt es keine Aufforderungen an das Personal, im olympischen Dorf geheimdienstlich tätig zu werden“, sagte Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), begrüßt aber die neue und ungewöhnliche Aktion: „Ich finde das gut und richtig.“

Schließlich gebe es die strikte „No-Needle-Policy“ des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). „Spritzen dürfen danach nur befugte Ärzte oder Fachpersonal einsetzen. Für eine entsprechende sichere Verwahrung muss gesorgt werden“, erklärte Vesper.

Um Doping-Betrügern auf die Spur zu kommen, will man nicht allein auf die vorgesehenen 5000 Kontrollen vertrauen. „Es ist extrem wichtig, so viel belastendes Material wie möglich zusammenzutragen, hatte Jonathan Harris, Vorsitzender der Anti-Doping-Kämpfer der Spiele 2012, unlängst bei der Vorstellung der Maßnahme gesagt.

Schließlich haben Reinigungskolonnen schon bei früheren Olympischen Spielen in den olympischen Dörfern regelmäßig gebrauchte Spritzen oder Nadeln gefunden. „Das war zu oft der Fall“, hatte Arne Ljungqvist, der Vorsitzende der medizinischen Kommission des IOC, betont. Deshalb hat das IOC auf seiner 123. Vollversammlung Injektionsnadeln bei den London-Spielen verboten.

Bereits bei den Winterspielen 2002 in Salt Lake City hatten Putzhilfen im Quartier der Österreicher Utensilien gefunden, die auf Bluttransfusionen hinwiesen. Vier Jahre später in Turin wurden ähnliche Gerätschaften bei einer Polizeirazzia in Außenquartieren österreichische Skisportler entdeckt.

David Cowan, Leiter des 20 Millionen Pfund teuren Doping- Analyselabors in London, glaubt zudem, fast alle Sportbetrüger mit wissenschaftlicher Akribie bei den Spielen ertappen zu können. „Wer betrügt, wird kein Gold gewinnen“, meinte der Biochemiker im Vertrauen auf Fortschritte bei den hochsensiblen Analysemethoden. „Wir sind auch in der Lage, die neuen Designer-Drogen zu entdecken.“

Insgesamt wird jeder zweite Athlet getestet werden, jeder Medaillengewinner generell. Etwa 1000 Mitarbeiter der sogenannten Doping-Workforce sind in die größte Kontrollaktion in der Olympia-Geschichte eingebunden. Hinzu kommen 150 Anti-Doping- Wissenschaftler, die rund um die Uhr die Urin- und Blutproben analysieren und auswerten.