Chef de Mission: „Deutsches Team hat Riesenpotenzial“

London (dpa) - Kleiner, feiner, stärker! Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) blickt den XXX. Sommerspielen in London mit großer Zuversicht entgegen.

„Wir entsenden zwar die kleinste Mannschaft seit der Wiedervereinigung. Das heißt aber nicht, dass es die schwächste wäre“, sagte Michael Vesper, Chef de Mission der Olympia-Mannschaft, in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. „Im Gegenteil, dieses Team hat ein Riesenpotenzial. Wir sind in vielen Sportarten besser aufgestellt.“

In den Ballsportarten ist der DOSB jedoch mit nur drei Teams und damit sechs weniger als 2008 in Peking vertreten. Nach den Spielen soll diese Misere analysiert werden. „Natürlich werden wir das Problem nach London aufarbeiten“, kündigte Vesper an. „Es ist schon schade, dass die Fußball-Nation Deutschland bei Olympia im Mutterland des Fußballs nur Zuschauer ist.“

Ziel des DOSB ist es, mindestens so erfolgreich wie in Peking 2008 zu sein, wo Deutschland 41 Medaillen, darunter 16 aus Gold, holte. „Maßstab wird das Ergebnis von Peking sein. Daran werden wir gemessen, und wir messen uns selber daran“, sagte der DOSB-Generaldirektor.

Der internationale Konkurrenzkampf sei aber erheblich härter geworden. „Wir wollen in London erfolgreich sein. Wir wollen so viele Medaillen wie möglich mit sauberen Mitteln erringen und gute Botschafter unseres Landes sein“, meinte Vesper.

Dass bei einem schlechteren Abschneiden schnell von Pleite gesprochen werden könnte, weiß er: „Das Zählen von Medaillen ist eine Realität. Man kommt nicht darum herum, den offiziell gar nicht existenten Medaillenspiegel täglich vor Augen zu haben.“

Gewiss ist Vesper, dass die deutschen Athleten faire Wettstreiter an der Themse sein werden und ohne Doping Leistung erbringen. „Ich bin mir sicher, dass wir eine saubere Mannschaft haben werden“, sagte er. „Wir haben jedenfalls das Menschenmögliche getan, um dies sicher zu stellen.“

Den Ausfall von Wunderpferd Totilas wegen einer Erkrankung von Reiter Alexander Rath und von vier prominenten Springreitern um Ludger Beerbaum sieht er nicht nur als Rückschlag, sondern auch als Chance. „Das ist in der Tat schade, aber Olympia bringt auch immer neue Namen, neue Karrieren und neue Gesichter hervor“, meinte Vesper. „Jetzt haben wir in der Dressur beispielsweise eine reine Frauen-Equipe, was schon zu Überschriften wie Fräulein-Wunder statt Wunder-Pferd führte.“

Überzeugt ist der frühere Grünen-Politiker, dass das größte Sportspektakel der Welt in London ein Erfolg wird: „Wenn das Wetter mitspielt, werden es unvergessliche Spiele.“ Die Furcht, Terroranschläge könnten den Frieden stören, hat er nicht. „Auf der britischen Seite sind Profis am Werk, und die Regierung wird gemeinsam mit dem Organisationskomitee alles tun, um die Spiele sicher zu gestalten und die Balance zu wahren, so dass die Besucher und Athleten die Spiele spontan und fröhlich erleben können“, sagte Vesper.