Meinung Olympia: Faszination und Zweifel

Man sollte mit Superlativen sparsam umgehen, aber die Olympischen Winterspiele von Pyeongchang haben dem Sport zweifellos einzigartige, ja historische Momente beschert. Aus deutscher Sicht allen voran das Eishockey-Team, dem am Sonntag in einem dramatischen Finale nur 55 Sekunden zum Gold fehlten.

Foto: Sergej Lepke

Aber auch der zweite Platz mutet für die international bisher zweitklassige Eishockey-Nation wie ein Wunder an.

Die zum Teil unerwarteten Erfolge im Skispringen, in der Nordischen Kombination, im Biathlon, Eiskunstlauf, Snowboard, Rodeln und Bobsport lassen Deutschland nach der dürftigen Bilanz von Sotschi 2014 wieder zu einer führenden Wintersport-Nation aufsteigen. Nur Norwegen sammelte mehr Medaillen.

„Der wahre Sport siegt wieder einmal über die Skepsis“, behauptet nun Deutschlands oberster Olympia-Funktionär Alfons Hörmann. Davon kann allerdings keine Rede sein. Man kann sich an sportlichen Höhepunkten erfreuen und seine Skepsis trotzdem bewahren. Man muss es sogar. Weil die weltweite Doping-Praxis das Medaillenzählen längst ad absurdum geführt hat: Nach den Sommerspielen von Peking 2008 und London 2012 wurden mittlerweile 88 Athleten die Medaillen aberkannt. Vom russischen Staatsdoping bei den Winterspielen 2014 in Sotschi ganz zu schweigen.

Die nächsten Winterspiele finden 2022 in Peking statt. Auch wegen des Widerstands in Deutschland und Norwegen. Die Bewerbung von München wurde durch einen Bürgerentscheid zu Fall gebracht. Und die norwegische Regierung weigerte sich, die vom IOC verlangte Garantiesumme von drei Milliarden Euro für Spiele in Oslo aufzubringen. Teure, nur vorübergehend nutzbare Sportstätten, ein halbherzig geführter Anti-Doping-Kampf, politische Instrumentalisierung — die Spiele sind zu Ende, die Probleme bleiben. Um die olympische Idee noch zu retten, bedarf es mehr als eines vorübergehenden nationalen Medaillen-Taumels.