Rio-Ticket: Glücksgefühle bei Jana Berezko-Marggrander
Rio de Janiero (dpa) - Noch in der Interview-Zone tappte Gymnastin Jana Berezko-Marggrander - wie auch die deutsche Delegation - im Dunkeln. „Es war alles umsonst“, sagte sie und vergoss angesichts der mit 66,074 Punkten scheinbar verpassten Olympia-Qualifikation Tränen.
Erst Glückwünsch-Nachrichten auf dem Handy von DTB-Sportdirektor Wolfgang Willam brachten die Hoffnung zurück. Eine halbe Stunde später sprang Berezko-Marggrander dann mit einem langen, lauten Juchzer aus dem Shuttle-Bus direkt in die Arme der ebenfalls qualifizierten Österreicherin Nicol Ruprecht.
Grund für die Verwirrung war - wie schon bei der WM 2015 in Stuttgart - die sogenannte Kontinente-Regel. Mit dieser will der Internationale Turnverband FIG sicherstellen, dass Sportler aus allen Erdteilen die Chance auf einen Olympia-Starter haben. Diese beinhaltet auch eine Wildcard, für die per Definition allerdings nur noch San Marino, Bosnien oder Costa Rica in Frage gekommen waren. Da keines dieser Länder eine Gymnastin entsenden konnte, wurde der Startplatz zurückgegeben, zum Glück für Berezko-Marggrander.
Nach zwei Unkonzentriertheiten in den ersten beiden Übungen erwischte Berezko keinen optimalen Einstieg. „Eine fast ausweglose Situation“, urteilte Sportdirektor Wolfgang Willam. Doch dann kämpfte sie sich zurück und zeigte gewohnte Stärke. „Am Ende partizipierte sie von der kontinentalen Regelung, so dass sich anstatt der geplanten sechs am Ende acht Gymnastinnen für Olympia durchsetzen konnten. Das war eine viel umjubelte Punktlandung von Jana“, fügte Willam erfreut hinzu.
„Ich mach es wohl immer kompliziert“, sagte die 20-Jährige Sportsoldatin und spielte damit auf die Olympia-Teilnahme 2012 an, für die sie die Qualifikation wegen Verletzungen verpasst hatte. Damals musste Teamgefährtin Laura Jung aus St. Wendel den Startplatz für London erkämpfen. Wegen der größeren Chancen war dann aber doch Berezko als jüngste Gymnastin zu den Olympischen Spielen gefahren.
Jung, die mit 64,733 Punkten beim Test Event in Rio fünf Plätze hinter Berezko gelandet war, bewies aber erneut echten Sportsgeist. Sie nahm die völlig mitgenommene Teamgefährtin und Konkurrentin innigst in den Arm und wünschte ihr Glück für ihren zweiten Olympia-Start. Siegerin des Qualifikations-Wettkampfes wurde die WM-Dritte Melitina Staniouta aus Weißrussland.