Rugby-Team im Olympia-Aufwind: „Chance hat man immer“
Hannover (dpa) - Auf dem langen Weg nach Rio hat die deutsche Rugby-Auswahl realistisch gesehen keine Chance. Aber Rainer Kumm will sie nutzen. „Eine Chance hat man immer“, sagt der Nationaltrainer im 7er-Rugby fast trotzig.
Der Coach aus Hannover gilt als Spezialist in dieser äußerst schnellen Variante des Rugby-Sports, in der 7 statt 15 Spieler eine Mannschaft bilden und in der im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen erstmals um Medaillen gespielt wird.
Seit dieser IOC-Entscheidung hat sich die Situation für den Deutschen Rugby-Verband (DRV) erheblich verändert. „Wir erhalten vom Deutschen Olympischen Sportbund nur noch Fördergelder für die 7er-Teams“, erklärt DRV-Pressechef Matthias Hase. Kumm arbeitet seit zweieinhalb Jahren mit einem Kader von rund 20 Spielern am Olympiastützpunkt Heidelberg und in Hannover. „Aber es sind keine Profis. Die meisten sind Studenten“, betonte der frühere Nationalspieler.
Einige Aktive haben sich auf die 7er-Variante spezialisiert und spielen nicht mehr das klassische Rugby. „Das ist bei den Top-Nationen längst so“, sagt Hase. Die Konzentration der Kräfte scheint sich zu bewähren. Beim ersten Turnier der Grand-Prix-Serie in Moskau, die auch als EM gewertet wird, überraschte die DRV-Auswahl am vorigen Wochenende mit Platz sechs unter elf Teams.
Für Außenstehende klingt das nicht besonders aufregend, doch Siege gegen Italien und Spanien kommen nicht alle Tage vor. Der DRV sprach sogar von einem „historischen Ergebnis“, Kumm will den Auftritt aber nicht überbewerten. „Wir haben einige individuelle Fehler gemacht. Wenn wir die abstellen, ist sogar ein besserer Platz drin“, sagt der Coach vor dem zweiten Turnier am Wochenende in Lyon.
Nur der Gewinner der Grand-Prix-Serie mit drei Turnieren erhält das begehrte Olympia-Ticket. Frankreich gilt nach dem souveränen Sieg in Russland als haushoher Favorit. Die DRV-Auswahl hat das Ziel, über ein Europa-Turnier in Lissabon (18./19. Juli) die abschließende Welt-Qualifikation im Juni oder Juli 2016 zu erreichen. Dort würde man die Chance besitzen, den letzten der zwölf olympischen Startplätze zu ergattern.