Shorts und eine Tonne Salz gegen die Hitze
Sotschi (dpa) - Der Trend auf der Langlauf-Loipe geht zu Shorts und Kurzarm-Shirt. Abseits der Strecke ist das Wetter bei den Olympischen Sonnen-Spielen von Sotschi zwar nicht nur für Erik Lesser „so ein bisschen wie Urlaub“.
Die anhaltend warmen Temperaturen von bis zu 15 Grad selbst in den kaukasischen Bergen werden jedoch für immer mehr Athleten und Techniker zur Herausforderung. „Das war wohl das wärmste Rennen, das ich je gelaufen bin“, klagte der Langlauf-Achte Axel Teichmann am Freitag über die Bedingungen im 15-Kilometer-Rennen. „Dabei bin ich Skilangläufer geworden, um auf Schnee Wettkämpfe zu laufen, und nicht auf so einer Pampe mit einer Wasserauflage.“
Obwohl es eigentlich nicht vorgesehen ist, tranken zahlreiche Athleten an zusätzlichen Verpflegungsstellen. Gut 1400 Meter über dem Schwarzmeerbadeort Sotschi setzten auch die Organisatoren auf besondere Maßnahmen. Für die Präparierung der Biathlon-Strecken wurden inzwischen fast eineinhalb Tonnen Salz genutzt, um das Wasser zu binden und den Schnee zu härten. „Beim Einlaufen kann man sich den Sonnenuntergang anschauen und ein paar Fotos machen“, berichtete Lesser über die schönen Seiten der Wärmeperiode. „Beim Wettkampf selber ist es nicht ganz so toll, wenn es so heiß ist. Da platzt einem fast der Kopf.“
Besonders bei der sogenannten Thermoregulation sind die Wintersportler angesichts der ungewohnten Temperaturen körperlich gefordert. „Die Körperwärme, die durch die hohe Leistung produziert wird, muss dabei nach außen abgegeben werden“, sagte Trainingswissenschaftlerin Sandra Ückert in einem dpa-Interview. „Wenn das nicht möglich ist, steigt die Körpertemperatur an. Das wirkt sich dann negativ auf die Leistung aus.“
Auch deshalb empfiehlt die Fachfrau von der Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst in Berlin ein knapperes Outfit als normal - so bereits auf den Loipen im „Laura“-Komplex zu sehen. Der frühere Trainer und heutige TV-Co-Kommentator Adriano Iseppi nutzte den Sonnenschein am Freitag für einen Langlauf-Ausflug in kurzen Hosen, die Amerikanerin Sophie Caldwell skatete im ärmellosen Shirt über den Schnee.
In Sotschi sonnten sich freiwillige Helfer mittags auf den wenigen Grünflächen nahe der olympischen Flamme - und auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann empfindet das Ringespektakel als besonderes meteorologisches Ereignis. „Ich erlebe es zum ersten Mal bei Olympischen Winterspielen, dass ich im kurzen Hemd von Halle zu Halle laufen kann und erst später im Biathlonstadion und an der Rodelbahn in der Kälte stehe“, sagte der frühere Skiverbands-Präsident. „Wenn man viele solcher Veranstaltungen erlebt hat, kann man sagen: Man kann sich schlechteres vorstellen.“
Einfacher könnte die Aufgabe allerdings für die Techniker an den Loipen sein. Die Experten setzen dabei auf ein Klisterwachs für warme Temperaturen und nehmen zusätzlich ein spezielles Pulver. Dieses soll verhindern, dass das Klister die Feuchtigkeit aus dem Schnee aufsaugt. Und schon bald folgt für sie die nächste Herausforderung: Am Anfang der kommenden Woche soll es regnen.