Top-Athleten fordern Reform der Spitzensportförderung
Frankfurt/Main (dpa) - Mit der Forderung einer umfassenden Reform der Spitzensportförderung haben Deutschlands Top-Athleten den Druck auf den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erhöht.
Mehr Mitsprache bei athletenrelevanten Entscheidungen in den Spitzenverbänden, eine flexiblere Förderung sowie bessere Bedingungen für die duale Karriere sind die wichtigsten Punkte im Forderungskatalog, auf den sich die 49 Athletensprecherinnen und -sprecher bei ihrem zweitägigen Treffen in Bonn verständigt haben.
Einig waren sich die Athletenvertreter auch darin, dass Erfolg nicht nur am Medaillenspiegel Olympischer Spiele gemessen werden dürfe. Zu oft würden absolute Weltspitzenleistungen abseits der drei Erstplatzierten übersehen. „Leistungssport muss sich an der Spitze orientieren. Daran besteht kein Zweifel, deshalb ist die vorwärtsgewandte Förderung von Potenzialen im bestehenden System auch sinnvoll. Es muss aber zu weiteren Anpassungen kommen“, sagte Christian Breuer, Vorsitzender der Athletenkommission des DOSB.
Bahnrad-Olympiasiegerin Miriam Welte beklagte in einer vom DOSB verbreiteten Pressemitteilung die mangelhafte Unterstützung für Leistungssportler bei der Ausbildung. „Wir opfern extrem viel für den Traum, bei Olympia für Deutschland auf dem Treppchen zu stehen. Aber es kommt zu wenig zurück“, kritisierte Welte. In Schulen und Hochschulen würden Leistungssportler in vielen Fällen nicht gefördert, sondern behindert.
Die Aktivensprecher verlangten zudem eine Erhöhung des Fördertempos. Diese müsse mit der Schnelligkeit des Sports mithalten. „Wir brauchen Entscheidungsfreudigkeit in kurzen Zeitabschnitten und schnell anpassungsfähige Budgets, die keine Mühlen von Prüfungen und Genehmigungen durchlaufen müssen. Die Förderung des Spitzensports muss in Kooperation mit dem DOSB viel sportartspezifischer erfolgen als bisher“, sagte Breuer.
Um neue Dinge auf den Weg bringen zu können, fordern die Athleten zudem mehr Einfluss bei der Gestaltung der Spitzensportförderung. „Die Basis eines jeden Verbandes, nämlich der Athlet, ist die wichtigste Informationsquelle, um den Sport weiterzuentwickeln. Die Athletenvertreter sollten in allen Verbänden Sitz und Stimme im Präsidium haben“, erklärte Breuer.
Ein Dorn im Auge ist den Sportlern auch die unklare finanzielle Situation der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Deren Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer berichtete, dass zehn Wochen vor Beginn des neuen Jahres die Höhe des Etats für 2013 immer noch unklar sei. Dies ist aus Sicht der Athletenvertreter absolut unbefriedigend. „Die Athleten nehmen für einen sauberen Sport große Einschränkungen auf sich. Deshalb erwarten wir, dass die NADA als Kontrollinstanz auch adäquat und verlässlich ausgestattet wird“, sagte Breuer.