TV-Vorfreude auf die Olympischen Spiele in Rio
Hamburg (dpa) — Aus Rio de Janeiro werden ARD und ZDF ein Rekord-Programm senden, doch es könnten für die Sender die letzten Olympischen Spiele für sehr lange Zeit sein. Noch immer besitzen die beiden großen TV-Sender keinerlei Rechte für die Spiele von 2018 bis 2024.
Die seit Monaten laufenden Verhandlungen mit dem US-Unternehmen Discovery haben bisher zu keiner Lösung geführt. „Im Augenblick sind wir noch sehr weit voneinander entfernt“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Dienstag in Hamburg, wo das Erste und das Zweite ihre Rio-Berichterstattung präsentierten.
Aus Brasilien senden ARD und ZDF so umfangreich wie noch nie. Rund 340 Stunden live übertragen die beiden TV-Sender. Vor vier Jahren umfasste die klassische Fernsehberichterstattung aus London etwa 260 Stunden.
Mit sechs parallelen Livestreams bieten die Sender auch ein umfangreiches Programm im Internet. Dieses Angebot summiert sich auf deutlich mehr als 1000 Stunden für den Empfang über Computer, Smartphones oder Smart-TV mit Internetverbindung.
Die Sender berichten im täglichen Wechsel an den insgesamt 19 Übertragungs-Tagen. Die Olympia-Sendungen beginnen bereits zwei Tage vor der Eröffnung am 5. August im Maracanã-Stadion mit den Übertragungen vom Frauenfußball-Turnier.
„Es ist das letzte Mal, dass wir die Rechte in diesem Umfang haben“, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey. Ein so umfangreiches Programm werden die beiden Sender auch dann nicht zeigen, wenn es überhaupt zu einer Einigung mit Discovery kommen sollte.
Um nach Rio zumindest in kleineren Umfang berichten zu können, müssen die öffentlich-rechtlichen Sender bei dem US-Unternehmen sogenannte Sub-Lizenzen kaufen. Denn das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte die europäischen TV-Rechte für die Spielen von 2018 bis 2024 im Juni vergangenen Jahres überraschend an Discovery vergeben. Dieser vier Spiele umfassende Kontrakt gilt auch für den deutschen Markt, wo bisher immer ARD und ZDF übertragen haben. Discovery hat für das exklusive Rechtepaket 1,3 Milliarden Euro an das IOC bezahlt.
Die Verhandlungen scheinen schwierig. „Wir hoffen, irgendwann zu einer Lösung zu kommen, die für beide Seiten erträglich ist“, sagte ARD-Mann Balkausky über die Gespräche: „Geld spielt sicher auch eine Rolle.“
Für die Olympia-Dauersender wird es eng. „Allzu viel Zeit haben wir nicht mehr, weil die Vorbereitungen für Olympische Spiele sehr umfangreich sind“, erklärte Balkausky mit Blick auf die Winterspiele 2018: „Es sind nur noch anderthalb Jahre, und es gibt schon die ersten Meetings für Fernsehsender, wo zum Beispiel Produktionsplätze vergeben werden. Insofern gibt es schon einen Zeitdruck, der da drauf liegt.“
Seit drei Jahren arbeiten und planen die beiden Sender für die Rio-Berichterstattung, erklärte ARD-Olympia-Teamchef Gerd Gottlob. „Wir reisen mit der klaren Haltung nach Rio, dort zu zeigen, was wir können und draufhaben“, sagte Gottlob: „Dass wir mit Blick auf die nächsten Olympischen Spiele derzeit keine Übertragungsrechte haben, führt jedenfalls nicht dazu, in unserer Leistung nachzulassen - das spornt eher an!“