Yes, London can! - Bürgermeister: Werden Gewinner sein

London (dpa) - Eine Woche vor Eröffnung der XXX. Olympischen Spiele hat Londons Bürgermeister kräftig auf den Tisch gehauen und alle Bedenken weggewischt.

„Leute, hört endlich auf mit dem Gejammer“, forderte Boris Johnson am Freitag in einem Beitrag für das Boulevardblatt „The Sun“ genervt von Medienberichten über Sicherheitssorgen, Verkehrschaos, Organisationsprobleme und das miese Wetter. „Haut rein, wir sind dabei, Gewinner zu werden.“

Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass auch die dritten Spiele in London nach 1908 und 1948 mit Glanz über die Bühne gebracht werden. „Of course we can“, meinte Johnson in Anlehnung an den Wahlspruch von US-Präsident Barack Obama („Yes we can“) - „natürlich können wir es“. Auch Organisationschef Sebastian Coe stemmte sich gegen das Lamento über Katastrophen und Skandale der vergangenen Monate. „Die Athleten und Betreuer sind überwältigt und sehen die Spiele positiv, ungeachtet aller Bedenken“, sagte der frühere Weltklasseläufer. „Wir haben viele Dinge wirklich sehr gut gemacht.“

Ausgerechnet Coe trat dann in ein Fettnäpfchen. In einem Interview mit der BBC sagte er auf die Frage eines Reporters, ob er mit einem Pepsi-Cola-T-Shirt ins Stadion gelassen werde: „Wahrscheinlich wirst Du mit einem Pepsi-Cola-T-Shirt nicht hineingehen (können), weil Coca Cola einer unserer Sponsoren ist.“ Die Rechte der Sponsoren müssten geschützt werden, weil ihre Gelder einen Großteil des laufenden Olympia-Etats bestritten.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) sieht das aber anders. Das Organisationskomitee LOCOG fühlte sich deshalb gezwungen, sich von den Aussagen seines Präsidenten zu distanzieren. „Selbstverständlich“ seien die Olympia-Zuschauer völlig frei in der Entscheidung, was sie anziehen. Lediglich wenn größere Gruppen von Besuchern in einem als Werbung zu interpretierenden Outfit eines Nicht-Sponsors aufträten, werde eingegriffen.

„London ist bereit. Das Leben im olympischen Dorf und das Training in den Wettkampfstätten sind gut angelaufen“, berichtete Bernhard Schwank, Leistungssportdirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). „Nach vier Jahren der Vorbereitung ist die Vorfreude groß.“

Freuen können sich die deutschen Athleten auch über die Unterstützung durch Bundespräsident Joachim Gauck. Das Staatsoberhaupt wird kommenden Freitag erst an einem Empfang von Königin Elizabeth II. im Buckingham Palast teilnehmen und danach die Eröffnungsfeier im Olympiastadion besuchen. Einen Tag später sind ein Treffen mit Teilnehmern eines olympischen Jugendlagers und ein Mittagessen mit Athleten im olympischen Dorf geplant. Zudem will Gauck Turn- und Schwimmwettkämpfe und das Deutsche Haus besuchen.

Bis zum Montag werden weitere 127 Sportler, Trainer und Betreuer ins Olympia-Quartier einziehen. Insgesamt hat der DOSB 392 Athleten nominiert. Der Fahnenträger für den Einmarsch bei der Eröffnungsfeier wird am kommenden Mittwoch bekanntgegeben. 2008 in Peking hatte Basketball-Superstar Dirk Nowitzki das deutsche Team angeführt. „Wir erwarten eine spektakuläre Eröffnungsfeier, wichtiger ist aber der Tag danach, wenn die Wettkämpfe losgehen“, sagte Schwank, der zu Beginn auf Radfahrer und Schützen setzt: „Erfolge am Anfang wären ein toller Schub für die ganze Mannschaft.“

Auf den Einzug des olympischen Flairs hoffen auch die Olympia-Macher. Auf Downing Street Nummer 10 weht seit Freitag die olympische Flagge. Die weiße Fahne mit den fünf olympischen Ringen wurde neben dem Union Jack auf dem Dach des britischen Regierungssitzes gehisst. „Diese kommenden Wochen werden einzigartig. Es geht darum, unser Land von der besten Seite zu präsentieren und im Mittelpunkt des weltweiten Interesses zu stehen“, sagte ein Sprecher der Downing Street. Aufmerksamkeit fand schon Herzogin Kate: Die Frau von Prinz William zeigte ihre Vorfreude auf Olympia, in dem sie öffentlich Schmuck mit den olympischen Ringen trug.

Auch die spektakuläre Ankunft des olympischen Feuers in London per Hubschrauber und einem am Drahtseil herabgelassenen Soldaten soll den noch fehlenden Enthusiasmus in der englischen Hauptstadt entfachen. Nach einer Nacht im weltberühmten Londoner Tower geht der Fackellauf von Samstagmorgen an auf seine letzten Etappen durch die verschiedenen Stadtteile.

Vielleicht wird die olympische Glut auch aus der Ferne noch befeuert. Radprofi Bradley Wiggins hat große Chancen am Sonntag als erster Brite die Tour de France zu gewinnen - nur zwei Wochen, nachdem der schottische Tennis-Star Andy Murray erst im Finale von Wimbledon verloren hatte. „Die Murray-Mania ist längst vergessen - nun sind alle wild auf Wiggo“, schrieb „The Independent.“ Für den viermaligen Olympiasieger Chris Hoy wäre es sogar „der größte Erfolg eines britischen Athleten überhaupt“