ZDF-Chefredakteur zu Sotschi: Es sind Putins Spiele

München (dpa) - Olympia-Fans können sich über die breite Berichterstattung von den Olympischen Winterspielen in Sotschi freuen. Dabei soll aber nicht nur der Sport im Fokus stehen.

Auch die politische Situation in Russland werde „intensiv beleuchtet“, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Frage:Gerade nach der Absage des Bundespräsidenten ist der Blickpunkt noch mehr auf das Geschehen abseits des Sports gerichtet. Wie schwer ist es, kritisch aus einem Land wie Russland zu berichten?

Frey:Es ist nicht so schwer, wenn man die Korrespondenten hat, die das tun. Wir sind mit unseren drei Korrespondenten gut aufgestellt. Wir beleuchten intensiv die politische Situation. Wir haben über Pussy Riot berichtet, über Menschenrechtsverletzungen und Oppositionspolitiker - das spielt bei uns eine große Rolle. Wir haben uns für die Olympischen Spiele vorgenommen, dass wir als Rechteinhaber ein Ereignis schaffen, an dem die Zuschauer Freude haben. Aber journalistisch werden wir uns auch kritisch damit auseinandersetzen, und das beginnt mit dem Ort der Spiele, mit den Bausünden, der Vertreibung der Bevölkerung, den ökologischen Problemen. Das war schon Thema in unserem Programm, und das werden wir vertiefen.

Frage:Können Ihre Korrespondenten sich auch in Sotschi und im Kaukasus frei bewegen?

Frey:Das können sie. Wir haben auch einheimische Helfer. Mir ist bisher nicht bekannt, dass es Einschränkungen gab. Der Staat sieht das nicht immer gerne und man spürt, dass es Beobachter gibt, aber ich könnte nicht sagen, dass wir uns nicht frei bewegen können.

Frage:Ist es eigentlich wünschenswert oder sinnvoll, wenn ein übertragender Sender auch ein politisches Zeichen setzt?

Frey:Das kommt darauf an, was man darunter versteht. Wir werden die Spiele nicht boykottieren, sondern über die sportliche Seite angemessen berichten. Wir wollen keine Spielverderber sein. Aber wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Es ist klar, dass es Putins Spiele sind.

Frage:Hat die Zentralisierung der russischen Medien, die Putin am Montag bekanntgegeben hat, Einfluss auf ihre Arbeit?

Antwort:Nein, wir bewegen uns mit unseren Kameraleuten frei im Lande. Wir können uns auch Bilder des russischen Fernsehens dazukaufen, aber wir wissen schon, was wir da sehen und was wir da nicht sehen. Wir verlassen uns vor allem auf unsere Arbeit.

Zur Person: Der 56-jährige Peter Frey ist seit 2010 Chefredakteur des ZDF. Zuvor leitete der erfahrene Journalist das ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin.