Fußball-Bundesliga Alexander Wehrle – ein FC-Gesicht prägt jetzt Stuttgart

Köln · Alexander Wehrle war Geschäftsführer des 1. FC Köln – und ist jetzt Vorstandschef in Stuttgart

Kölns ehemaliger Finanzchef Alexander Wehrle wird jetzt Boss in Stuttgart.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Keiner „passt besser in unser Anforderungsprofil“, sagt Claus Vogt, Präsident des Fußball-Erstligisten VfB Stuttgart. Der „Heilsbringer“ ist im Anmarsch, aber herzlicher als der Abschied vom 1. FC Köln kann die Begrüßung beim VfB Stuttgart nicht ausfallen – wenn Alexander Wehrle seinen Schreibtisch beim weiter akut abstiegsbedrohten schwäbischen Renommierclub erneut besetzt. Als „Assistent des Vorstandes“ hatte er einst beim VfB angefangen, als Vorstandsvorsitzender kehrt Wehrle zurück. Und beim Stuttgarter Konkurrenten 1. FC Köln hoffen sie schon heute, dass Wehrle nach den vereinbarten vier Jahren Vertragslaufzeit den Weg zurück ins Rheinland findet. Dort, wo er nach eigener Aussage glücklich war.

„Eines ist klar. Die Fußspuren, die du in Köln hinterlässt, sind so groß wie die von einem Yeti“, das schreibt ein Fan, der wie Wolfgang Overath in Köln ein Idol ist. Harald „Toni“ Schumacher, Ex-Nationaltorwart, Buchautor und sieben Jahre Vizepräsident des FC. Wer hätte 2012 gedacht, dass aus einem Schwaben ein Vorzeige-Kölner wird, schrieb der „Tünn“ in seinem emotionsgeladenen Abschiedsbrief an Wehrle. Größer konnte die Wertschätzung für den FC-Geschäftsführer kaum sein, die Profis standen an Wehrles letztem Arbeitstag am Geißbockheim im Kölner Grüngürtel Spalier. Wehrle standen am Fenster des Funktionstraktes die Tränen in den Augen, als der Kölner Liedermacher Stefan Knittler für ihn zum Abschied nochmals die FC-Hymne anstimmte. Auch die Bürgergarde Blau-Gold, dessen Korpsmitglied Wehrle seit Jahren ist, ließ es sich nicht nehmen, den erfolgreichen und prägenden FC-Geschäftsführer zu verabschieden.

Unvergessen in Köln, wie
Wehrle Modeste zurücklotste

„Dieser Tag war emotionaler, als ich es vermutet habe“, sagte Wehrle sichtlich gerührt. „Ich hatte wirklich Tränen in den Augen. Wer mich kennt, der weiß, der 1. FC Köln wird immer einen Platz in meinem Herzen haben. Das ist nicht einfach daher gesagt, die Zeit beim FC war überragend“, sagt Wehrle. Und man nimmt ihm das ab, Wehrle ist keiner, der in dieser Hinsicht Sprüche klopft. Unvergessen in Köln sein Kunststück, als er 2018 Torjäger Anthony Modeste im Alleingang und zum Nulltarif nach Köln zurückholte. Im Sommer 2017 hatte der FC den Franzosen für 28 Millionen Euro nach China transferiert.

Schumacher schrieb, Wehrle habe es mit dem FC nicht nur in den Europapokal geschafft, sondern in die „Herzen des Clubs“. Die FC-Stiftung habe sich unter Wehrle maßgeblich weiterentwickelt, „nicht zuletzt hast du uns diverser gemacht. Ich persönlich habe in dir einen Freund fürs Leben gefunden“, so der ehemalige Torwart Schumacher.

Einer, der bis zuletzt für Wehrles Verbleib beim FC kämpfte, war FC-Trainer Steffen Baumgart. „Beruflich gibt es in Deutschland nicht viele, die können, was er kann, und als Mensch ist er in der Verantwortung, die er trägt, ganz besonders“, sagt Baumgart. Letzter Einsatz Wehrles für den FC war der Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Bonn. Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte zwischenzeitlich bei Wehrle nachgefragt, ob er sich vorstellen könne, Generalsekretär des DFB zu werden. Konnte er nicht.

Wehrle entschied sich anders – und für die Rückkehr zum VfB Stuttgart. Dort fängt er am kommenden Montag als Nachfolger des scheidenden Thomas Hitzlsperger an. Vogt verspricht sich von Wehrle eine Beruhigung der Szene, die in der Auseinandersetzung zwischen Hitzlsperger und Vogt über Monate eskalierte. Das, was beim VfB Stuttgart auf Alexander Wehrle zukommt, ist alles andere als unterhaltsam. Aber der Schwabe Wehrle kehrt sehr bewusst und hoch motiviert an seine alte Arbeitsstelle zurück. Nach über neun Jahren beim FC als Geschäftsführer, der Hochs und Tiefs in Vielzahl mitgenommen hat, will er in Stuttgart auf der nächsten Karrierestufe dafür sorgen, dass das öffentliche Bild des Clubs wieder dem entspricht, was der VfB einmal war: Ein weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus anerkannter und geschätzter Verein. Möglichst auch künftig weiter in der Fußball-Bundesliga.