Alpinchef Maier: Olympische Jugendspiele „Nonsens“

Innsbruck (dpa) - Wolfgang Maier lebt seit Jahren für den Wintersport, er hat Talente geformt und gefördert - doch Olympische Jugendspiele würde er am liebsten sofort wieder abschaffen.

„Völliger Nonsens. Sportlich gesehen sind sie wertlos. Ich bin total dagegen“, sagte der Alpin-Direktor des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Maier gehörte von Anfang an zu den Kritikern der Idee von den kleinen Spielen, mit Mini-Olympia von 15- bis 18-Jährigen kann er überhaupt nichts anfangen. „Der Zeitpunkt stimmt nicht, das Format stimmt nicht.“ Und überhaupt: „Man kann nicht bei Olympischen Spielen wie jetzt in Innsbruck ganze Jahrgänge ausschließen“, betonte der 51-Jährige nach Abschluss der Premieren-Spiele in Tirol.

Ulf Tippelt, Chef de Mission des deutschen Teams, wehrt sich zwar gegen Pauschalkritik, in einem Punkt gibt er Maier aber Recht. „In der Tat: Das Thema Jahrgänge müssen wir uns noch einmal genau ansehen“, sagte er. Dass in Innsbruck ganze Jahrgänge ausgeschlossen wurden, hält auch OK-Chef Peter Bayer für ein Problem. „Das ist in Österreich ein viel diskutiertes Thema.“ Schon bei der Zweitauflage, 2016 in Lillehammer, könnte dies „eleganter“ gelöst werden.

„Das Größte ist ein Olympiasieg, da geht nichts drüber. Und jetzt Jugend-Olympiasieger? Man hypt die jungen Leute im verkehrten Alter in die völlig falsche Richtung“, kritisierte Maier und nannte als Beispiel den Österreicher Marco Schwarz. Der Bursche holte am Patscherkofel dreimal Gold - Rot-Weiß-Rot jubelte, aber Maier ist skeptisch: „Der Junge wird jetzt in seiner weiteren sportlichen Entwicklung besonders beäugt.“

Der Bayer steht zu seiner Kritik - und mit seiner Überzeugung nicht allein. „Jugendspiele verfälschen die ganze Idee von Olympia. Ich weiß von keinem Wintersportverband bei uns in Deutschland, der sich für diese Idee ausgesprochen hätte. Wir sind zu dem Schluss gekommen: Wir brauchen so etwas nicht“, bekräftigt der Sportdirektor, „aber wir konnten uns gegen das IOC nicht durchsetzen.“

Also alles wieder abschaffen? „100 pro! Olympia ist das höchste sportliche Gut, was wir haben. Warum muss man die Menschen mit Olympia überfluten? Damit geht das Besondere verloren“, begründet Maier, der aber nicht alles in Bausch und Bogen verdammt. „Der Kulturaustausch der Sportler - diese Idee finde ich super. Das kann man ja weitermachen und ausbauen.“

Junioren-Weltmeisterschaften hätten einen höheren Stellenwert als Jugend-Olympia, meint der Alpin-Direktor. „Von uns waren mit Sicherheit nicht alle Besten am Start.“ Und von den anderen Teams auch nicht. Etliche Jungstars aus allen Wintersport-Disziplinen sind schon im Weltcup unterwegs. In Innsbruck mussten sie nach Vorgabe des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bis zum letzten Sonntag bleiben und konnten dadurch nicht bei anderen internationalen Wettkämpfen starten.

„Beispiel Mikaela Shiffrin. Sie ist nicht nach Innsbruck gefahren, weil es ihr der Nonsens-Modus dann nicht gestattet hätte, am Wochenende in Kranjska Gora zu starten“, erklärte Maier. Die 16 Jahre alte Amerikanerin ist eines der größten Talente im alpinen Skisport - nur Jugend-Olympiasiegerin kann sie nie mehr werden.