Bayern trotz „Statement“-Sieg demütig

Bamberg (dpa) - Glückselig wartete Uli Hoeneß vor der Gästekabine und klatschte die Bayern-Helden einzeln ab. Mit dem Coup in Bamberg zum Halbfinal-Auftakt beim Serienmeister Brose Baskets stimmten die Münchner Basketballer ihren Präsidenten auf den Champions-League-Showdown ein.

„Jetzt 'Die Jungs' am Samstag wir wieder Sonntag!“, schrieb Aufbauspieler Steffen Hamann nach dem deutlichen 98:85 zum Start der best-of-five-Serie bei Twitter.

Wenige Stunden nachdem die Fußballprofis von ihrem Königsklassen- Finale gegen Borussia Dortmund aus London zurück in München erwartet werden, wollen Hamann und Co. am Sonntag den Druck auf die Franken weiter erhöhen. „Das zweite Spiel ist jetzt ungemein wichtig, denn wenn wir mit einem 1:1 nach Bamberg zurückkehren, ist gar nichts passiert. Deshalb ist Demut und Respekt vor dem Gegner gefragt“, betonte Geschäftsführer Marko Pesic.

Dennoch wertete auch der Sportdirektor den am Ende überlegenen Erfolg beim nationalen Champion der vergangenen drei Jahre als „Statement“. In einer engen und intensiven Partie zog das Team von Trainer Svetislav Pesic angeführt von US-Star Tyrese Rice (25 Punkte) mit einem 18:3-Lauf zu Beginn des vierten Viertels unaufhaltsam davon. „Jedes Mal, wenn wir den Ball verloren haben, haben sie gepunktet. Sie haben uns für jeden Fehler bestraft“, kritisierte Baskets-Guard Casey Jacobsen.

Besonders den kurzfristigen Ausfall von Anton Gavel, stärkster Verteidiger der Bundesliga in der regulären Saison, konnte Bamberg nicht kompensieren. „Er ist eben unser bester Spieler“, sagte Jacobsen. „Das Fehlen von Gavel ist keine Ausrede dafür, im letzten Viertel 37 Punkte zu kassieren“, betonte Coach Chris Fleming jedoch. Noch am Abend diskutierten die Profis ihre eklatanten Abwehrschwächen während des Schlussabschnitts in der Kabine. „Diese Dinge werden wir am Sonntag richten“, kündigte der frühere NBA-Profi Bostjan Nachbar an.

Sollte dies jedoch nicht gelingen, drohen die Bayern endgültig zum Bamberger Titelschreck zu werden. Schon im Pokal-Viertelfinale hatte der Aufsteiger von 2011 die dreijährige Vormachtstellung der Franken beendet. Die Rivalität der bayerischen Kontrahenten wächst stetig - was sich auch am Interesse der Anhänger widerspiegelt. 340 000 TV-Zuschauer sahen die Partie im Schnitt und sorgten für einen Quotenrekord in der vierzehnjährigen Geschichte der Basketball-Übertragungen von Sport1 und des Vorgängers DSF.

Eine Herzschlagserie über fünf Partien würde die Bestmarke wohl wieder in Gefahr bringen, zunächst ging der Blick aber auf das zweite Duell in der Landeshauptstadt. „Das war ein erster Schritt in Richtung Finale“, formulierte Bayerns Nationalspieler Robin Benzing zuvor die Ansprüche. „Aber wir müssen am Boden bleiben. Bamberg wird mit viel Wut im Bauch nach München kommen.“