Das Warten auf Nowitzki - Bauermann skeptisch

Frankfurt/Main (dpa) - Wenn Deutschlands Basketballer ihre „Mission Olympia“ starten, wird Superstar Dirk Nowitzki auf jeden Fall fehlen - und dennoch allgegenwärtig sein. Die Frage, ob der NBA-Champion nach zwei Jahren Pause ins Nationalteam zurückkehrt, schwebt weiter über dem deutschen Team.

Bei der EM in Litauen muss die deutsche Mannschaft auf jeden Fall unter die ersten Sechs kommen, um sich die Chance auf ein Ticket für die Sommerspiele in London 2012 zu wahren. Bundestrainer Dirk Bauermann ist vor dem Zusammenkommen des Teams am Freitag in Nürnberg zunehmend skeptisch, was das Mitwirken Nowitzkis betrifft. „Meine Hoffnungen sind ein wenig gedämpft. Die Tatsache, dass Dirk bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Entscheidung getroffen hat, zeigt, dass er sich sehr schwertut“, sagte Bauermann der Nachrichtenagentur dpa.

Für Ende der Woche war eigentlich eine Entscheidung von Nowitzki erwartet worden, doch aus dem Lager des Würzburgers ist bislang nichts zu vernehmen. Nur Nowitzkis Kumpel Mithat Demirel verbreitete Zuversicht. „Ich rechne fest damit, dass Dirk spielt. Durch den Lockout in der NBA sind die Chancen deutlich gestiegen“, sagte der ALBA-Sportdirektor der dpa. Die Skepsis des Bundestrainers, wollte Demirel, der nach eigener Aussage in regelmäßigem Kontakt mit Nowitzki steht, nicht überbewerten. „Vielleicht hat er das nur gesagt, damit er sich dann, wenn Dirk zusagt, noch mehr freuen kann.“

Gerade einmal zwei Wochen Urlaub hatte der 33-Jährige nach den kräftezehrenden NBA-Playoffs und dem anschließendem Feiermarathon mit Riesenempfang in seiner Heimatstadt Würzburg als Höhepunkt. Zu wenig, um den Akku wieder aufzuladen? „Seine Pause war einfach verdammt kurz. Da müsste man auch Verständnis haben, wenn er sagt, es geht nicht“, versuchte Bauermann seinen Ausnahmespieler schon einmal vorbeugend in Schutz zu nehmen.

Dabei weiß der Nationalcoach nur zu genau, dass sein Team ohne Nowitzki bei der Europameisterschaft (31. August bis 18. September) auf verlorenem Posten stehen würde. In der schweren Vorrundengruppe mit Frankreich, Italien, Serbien, Lettland und Israel wäre schon das Weiterkommen ein großer Erfolg. Dafür ist Platz drei notwendig. Ohne Nowitzki und Chris Kaman, der dann ebenfalls nicht zur Verfügung steht, allerdings auch eine Herkulesaufgabe.

Bauermann versucht es zu Beginn der fünfeinhalbwöchigen Vorbereitung daher auch mit einem Griff in die Psychokiste. „Wir werden den Spielern in der ersten Sitzung einige Bilder von Olympia 2008 zeigen. Damit sie ein Gefühl dafür entwickeln, wofür sie sich in den kommenden Wochen quälen“, sagte der Bundestrainer. Nowitzki, der im Fall einer Zusage frühestens beim Supercup in Bamberg (19.-21. August) zum Team stoßen würde, werden die „jungen Wilden“ dann zumindest schon einmal im Fernsehen sehen. Schließlich war der Blondschopf als Fahnenträger das Gesicht der Sommerspiele 2008.

Benzing, der beim Bauermann-Club Bayern München einen Zweijahresvertrag unterschrieb, würde sich riesig freuen, mit Nowitzki endlich zusammen auf dem Parkett stehen zu dürfen. „Das wäre natürlich noch eine Extra-Motivation“, sagte der 22-Jährige im Interview mit „Sport1.de“. „Das wäre für die Jungs eine Riesensache“, unterstreicht Bauermann. Er will sein Team auf Gran Canaria nun aber erst einmal körperlich auf die EM vorbereiten. „Wir müssen das fitteste Team des Turniers sein. Erst recht, wenn Dirk nicht spielt.“