Der Freak und der Diktator

Der Ex-NBA-Star Dennis Rodman sorgt mit Äußerungen über seinen Freund Kim Jong Un für Wirbel — mal wieder.

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Düsseldorf. Wie nähert man sich einem Phänomen, das man auf den ersten Blick nicht versteht? Man vergleicht es mit Dingen, die man kennt. So gesehen könnte man Dennis Rodman als eine Mixtur aus David Beckhams Frisuren, Paul Gascoignes Ausrastern und Zlatan Ibrahimovics kompromissloser Athletik beschreiben. Doch spätestens seit seinem Karriere-Ende 2001 gibt der ehemalige Basketball-Weltstar den Betrachtern Rätsel auf, denen kein Vergleich gewachsen ist. Denn der mittlerweile 43-Jährige hat einen ganz besonderen „Freund“: Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.

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Seit 2013 besucht Rodman den Führer des stalinistischen Landes regelmäßig und schlagzeilenträchtig. Was verbindet die ausgeflippte Diva mit dem autoritären Diktator in Partei-kluft? Echte Freundschaft? Die Liebe zum Basketball? Oder eine gute PR-Strategie?

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Skurrile Freundschaft: Dennis Rodman und Kim Jong Un
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Skurrile Freundschaft: Dennis Rodman und Kim Jong Un

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Wenn es letzteres sein sollte, dann funktioniert das Konzept jedenfalls. Am Dienstag berichteten Medien weltweit wieder über Rodman und Kim Jong Un. Rodman hatte im Magazin „DuJour“ behauptet, der nach staatlichen Angaben hingerichtete Onkel Jang Song Thaek, langjähriger Mentor von Nordkoreas Machthaber, sei noch am Leben.

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„Man kann alles Mögliche über Nordkorea sagen und die Leute würden es glauben“, wird Rodman zitiert. Als er zuletzt in Nordkorea war, sei erzählt worden, Kims Onkel Jang sei hingerichtet und „an die Hunde verfüttert“ worden. „Dabei stand er genau neben mir.“ Nach der offiziellen Version aus Pjöngjang wurde das Familienmitglied des Herrscherclans als „Verräter“ Mitte Dezember exekutiert.

Außerdem, so der 2,01-Meter-Mann weiter, liebe Kim Jong-Un die Amerikaner und habe nicht die Absicht irgendwen zu bombardieren. Auch wenn Experten gerade den vierten Test einer Atomrakete erwarten.

Gute Nachrichten aus einem Land in dem Millionen Menschen laut UN hungern und brutal unterdrückt werden? Wohl eher nicht. Denn auch wenn Rodman Kim Jong Un als einen „Freund fürs Leben“ bezeichnet, wird er kaum über Menschenrechte mit ihm diskutiert haben.

Der Freak Rodman ist eine Vermarktungsmaschine. Nach seiner Basketball-Karriere war oder ist er Wrestler, Schauspieler, Diskjockey, Kinderbuchautor und Werbefigur. Auf seiner Internetseite kann man T-Shirts, Trikots oder Rodman-Actionfiguren kaufen. Nach einem Statement zu seinem nordkoreanischen Freund sucht man dort vergebens. Ebenso wie nach dem Preis für die Freundschaft des fünfmaligen NBA-Champions.