Deutschland hofft auf Nowitzki-Boom - Party-Tour

Dallas (dpa) - Der Titeltriumph von Dirk Nowitzki weckt auch Hoffnungen. Vor allem die Sehnsucht nach einem Aufbruch in ein neues Basketball-Zeitalter in Deutschland. Der Würzburger selbst steckt indes im Feierstress.

Während Nowitzki mit seinen Dallas Mavericks aus dem Feiern in der texanischen Metropole nicht mehr herauskommt, setzt der deutsche Verband auf einen nachhaltigen Aufschwung mit „Big D“ als Zugpferd. „Er als Lichtgestalt kann das natürlich hervorragend tun. Jeder Jugendliche wird an einem Star wie Nowitzki hoch schauen und sagen, so möchte ich auch gerne mal werden“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss der Nachrichtenagentur dpa.

Schon jetzt fiebern die deutschen Fans der Rückkehr des stets auf dem Boden gebliebenen Triumphators entgegen. Seine Heimatstadt Würzburg steht bereits in engem Kontakt zu Nowitzkis Schwester und Managerin Silke. „Aber wir haben noch Zeit, bis er wieder hier sein wird“, hieß es am Dienstag aus der Residenzstadt in Unterfranken. Denn erstmal wird in der Wahlheimat weiter gefeiert. An diesem Donnerstag werden die Mavericks bei einer großen Parade durch die Stadt ziehen, finanziert von Clubbesitzer Mark Cuban, wie es heißt.

Was er persönlich dem Milliardär zu verdanken hat, stellte Großverdiener Nowitzki in der Stunde des ruhmreichsten Erfolgs klar. „Mark hat immer zu mir gehalten, ist mit mir durch dick und dünn gegangen. Er hat die richtigen Spieler geholt, immer versucht, Geld auszugeben und den Verein besser zu machen. Mark ist der Beste“, betonte Nowitzki. „Ich habe ihn nie infrage gestellt“, sagte Cuban und zeigte sich nach dem Triumph in der Finalserie über die Miami Heat spendabel.

Als sein Golden Boy aus Deutschland und dessen siegestrunkene Mitspieler bei der Party im Nachtclub „LIV“ am South Beach von Miami auf der Bühne grölten, orderte Cuban spontan 100 Flaschen Schampus. Den Pokal, der schon im Flieger nach Dallas auf dem Sitz neben ihm thronte, wollte Cuban indes nicht hergeben. „Es klingt komisch, aber ich liege im Bett. Und neben mir die Trophäe“, twitterte der steinreiche Cuban, der am Montag (Ortszeit) als Erster die Maschine aus Miami vor Nowitzki verlassen hatte. Mit der Bill-Russell-Trophäe für den wertvollsten Spieler der Finalserie in der einen und der dicken Zigarre in der anderen Hand, schallten Nowitzki schon auf der Gangway die „MVP, MVP“-Rufe entgegen.

Und damit die Basketball-Fans in Dallas erstmal weiter auf Wolke sieben schweben, haben die Verantwortlichen für die voraussichtlich vom Rathaus zum American Airlines Center führende Parade entsprechende Sicherheitsvorkehrungen geplant. Denn wie titelten die „Dallas News“: „Die Party hat gerade erst begonnen.“

Dass derweil in Deutschland einer der größten Erfolge eines deutschen Sportlers in Ton und Bild kaum live zu sehen waren, sorgte für reichlich Unmut. „Aktuell ist Dirk neben Sebastian Vettel der international bekannteste deutsche Sportler“, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann dem Internet-Anbieter „Spox.com“. „Historisch gesehen gehört er auf eine Ebene mit Michael Schumacher, Franz Beckenbauer, Max Schmeling und Boris Becker. Entsprechend fehlt mir das Verständnis, und ich finde das Verhalten der Sender sehr ärgerlich.“

Frei empfangbare Sender wie ARD/ZDF und Sat.1, die sich vergeblich um die Rechte der Finalserie bemüht hatten, haben kaum Hoffnung, dass sich an der ablehnenden Haltung der Profiliga NBA etwas ändert. Die NBA hat die Live-Rechte in vielen europäischen Ländern an Pay TV-Sender verkauft. Dort sind deutsche Free-TV-Sender gut zu empfangen. „Die NBA wird ihre Partner schützen“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky am Dienstag. Er sieht wenig Chancen, dass die Nordamerikaner ihre Politik wechseln.

Auch der Spartenkanal Sport1, der seit dem 19. Mai mehrere Partien der Playoffs inklusive des letzten Finales live im Pay-TV-Ableger Sport1+ gezeigt hatte, versprühte wenig Optimismus. „Natürlich ist die NBA ein hochattraktives Recht - insbesondere nach dem großen Erfolg von Dirk Nowitzki mit seinen Dallas Mavericks“, hieß es.