Dritte EM-Enttäuschung: Aus für DBB-Team in Vorrunde
Ljubljana (dpa) - Noch lange nach dem bitteren EM-Aus standen Robin Benzing und Alex King niedergeschlagen vor dem Mannschaftsbus und ließen sich von Familie, Freunden und Fans trösten.
Mit der dritten Niederlage binnen vier Tagen sind die deutschen Basketballer in Slowenien erstmals seit 18 Jahren wieder in einer Euro-Vorrunde gescheitert. „Es ist hoch enttäuschend, es ist keine schöne Sache, in der ARD ein Spiel gegen Großbritannien zu verlieren - nicht gerade eine Basketball-Nation“, konstatierte Aufbauspieler Per Günther nach dem 74:81 (38:42) gegen die bislang international zweitklassigen Briten. Damit haben die Korbjäger des Deutschen Basketball Bundes nicht nur die EM-Zwischenrunde, sondern auch die sportliche Qualifikation für die WM 2014 in Spanien verfehlt. Die Teilnahme wäre nur durch eine Wildcard möglich.
Nachdem die Krimis gegen Belgien und Ukraine erst in der Schlussphase verloren gegangen waren, schaffte das junge Team von Bundestrainer Frank Menz erneut nicht die erhoffte Leistungssteigerung. „Natürlich sind wir wieder enttäuscht“, meinte der Coach und erklärte die verpasste Zwischenrunde mit der mangelnden Erfahrung in der Mannschaft mit acht EM-Neulingen und ohne zahlreiche etablierte Kräfte wie Superstar Dirk Nowitzki. „Wir wussten vorher, dass es ein ganz schweres Turnier für uns werden würde. Wir haben nicht auf die Zwischenrunde geschielt, das ist für uns ein hohes Niveau.“
Auch Center Tibor Pleiß konnte mit 20 Punkten die Minimalchance auf das Weiterkommen nicht bewahren. Umso bitterer: Durch die belgische 69:87-Niederlage am Abend gegen Israel hätten sich die Perspektiven auf ein deutsches Weiterkommen bei zwei eigenen Siegen zum Abschluss der Gruppenphase wieder deutlich verbessert. Vor allem in der Defensive zeigte die DBB-Auswahl eine schwache Vorstellung, erlaubte den Briten zu viele leichte Korberfolge und erinnerte nicht mehr in Ansätzen an die tolle Vorstellung beim Auftakt-Coup über Frankreich. Bei Großbritannien überzeugten vor allem Andrew Lawrence (23 Zähler) und Myles Hesson (21).
„Natürlich bin ich enttäuscht“, bekannte Verbandspräsident Ingo Weiss, will den eingeschlagenen Weg aber fortsetzen. „Auf der anderen Seite befinden wir uns im Aufbau einer Mannschaft und wir haben eine neue Generation. Ich habe die feste Überzeugung, dass wir bessere Zeiten erleben werden, dass ich irgendwann mit Tränen in den Augen hier stehe und sage: Wir haben die knappen Spiele gewonnen und ein Ziel erreicht.“
Schon vor dem Turnier hatte der DBB die Zwischenrunde nicht als Pflicht für Menz und das Team ausgerufen und einen engagierten Auftritt eingefordert. Eine begeisternde Vorstellung beim Auftakt-Coup gegen Frankreich hatte die Mannschaft abgeliefert, zeigte danach aber wankelmütige Vorstellungen ohne Konstanz. „Vielleicht muss man so ehrlich zu sich selbst sein, dass es gegen Frankreich nur ein Ausrutscher nach oben war“, konstatierte Günther.
Nowitzki drückte in der Heimat bei einem Auftritt für seine Stiftung vergeblich die Daumen, der Superstar ließ sich über die Zwischenstände informieren. „Noch ist alles drin, es ist zwar Schützenhilfe nötig, aber mit zwei Siegen können wir es noch schaffen“, sagte der Würzburger noch kurz vor dem ersten Sprungball.
Der erste EM-Ruhetag hatte dem deutschen Team zunächst mental und physisch sichtlich gut getan. Für das erste Stimmungshoch sorgte King mit seinem ersten Turniertreffer, bei dem die deutsche Bank geschlossen aufsprang. Mit frisch rasiertem Kopf erzielte der Flügelspieler neun deutsche Punkte in Serie, sorgte maßgeblich für das 23:16 nach dem ersten Viertel.
Doch wie schon zu häufig bei dieser EM agierte das deutsche Team zu unkonstant, gestattete den Briten zu viele Offensivrebounds, leistete sich immer wieder unnötige Ballverluste. Wegen eines leichtsinnigen Offensiv-Fouls durch King war der Ärger von Coach Menz bis auf die erneut mehr als halbleeren Tribüne zu hören. Doch auch nach seiner Ansage „Ruhig jetzt“ bekam sein Team die britischen Schützen zunächst nicht in den Griff.
Aber auch nach der Pause rotierten seine Teamkollegen zunächst zu langsam, erlaubten den nächsten Dreier von Clark. Nach Distanztreffern von Benzing und Lucca Staiger auf der anderen Seite entwickelte sich eine enge, intensive, aber eher zähe Partie. Nach einem schwachen Start in den Schlussabschnitt mit nur fünf Punkten in fünf Minuten führte Pleiß das Team mit einer Energieleistung immer wieder heran, spätestens mit dem Dreier von Devon Van Oostrum zum 78:71 war die Partie 50 Sekunden vor Schluss aber entschieden. „Jetzt waren wir dreimal knapp dran, jetzt wollen wir mit einem Sieg abschließen“, sagte Menz mit Blick auf das abschließende, sportlich bedeutungslose Gruppenspiel gegen Israel am Montag.