EM-Frust wirkt nach: Liga fordert Reaktion vom Verband

Berlin (dpa) - Der Ärger über das enttäuschende Auftreten der deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei der EM ist in der Bundesliga auch rund drei Wochen danach noch nicht verraucht.

„Was ich in Slowenien gesehen habe, hat mir überhaupt nicht gefallen“, sagte BBL-Präsident Thomas Braumann bei der Saisoneröffnung der Liga am Wochenende in Berlin. „Das waren emotionslose Basketballspiele“, schimpfte Braumann, „wir erwarten, dass der Verband jetzt eine Bestandsaufnahme macht und dann die notwendigen Schlüsse zieht“.

Vor allem mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen über einen neuen TV-Vertrag, der Ende der neuen Saison ausläuft, waren die Auftritte des deutschen Teams bei der Europameisterschaft in Slowenien nach Auffassung fast aller Liga-Beteiligten schädlich. „Das hat uns sicherlich keinen zusätzlichen Wind unter den Flügeln gegeben“, sagte BBL-Geschäftsführer Jan Pommer.

Die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes war bei der EM bereits in der Vorrunde ausgeschieden und hatte besonders bei den Niederlagen gegen eher zweitklassige Teams wie Belgien und Großbritannien auf der ganzen Linie enttäuscht. Erstmals seit langer Zeit hatte die ARD wieder übertragen. In der Liga stieß zudem sauer auf, dass es von Verbandsseite nach dem Turnier kaum kritische Töne gab. „Man muss ja keine sozialistische Selbstkritik üben oder sich selbstgeißeln, aber gegen Großbritannien und Belgien sollte ein deutsches Team einfach gewinnen“, sagte Pommer.

Der Verband will die EM in dieser Woche bei einem Treffen seiner Leistungssportverantwortlichen aufarbeiten. „Die Berichte der Bundestrainer liegen vor, wir werden das ganz genau analysieren und dann sehen, welche Schlüsse wir daraus ziehen“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. Weiss verwies erneut darauf, dass sich das Team von Nationalcoach Frank Menz im Umbruch befindet und der „geht nicht von heute auf morgen.“ Die Kritik aus der Liga kommentierte Weiss eher süffisant. „Wir freuen uns, dass die Liga so großes Interesse an uns hat.“

Die Vereine, die von der Liga verpflichtet sind, viel Geld in die Nachwuchsförderung zu stecken, fordern vor allem ein besseres Zusammenwirken von Liga und Verband. „Wenn der deutsche Basketball nach vorne kommen will, müssen BBL und DBB enger zusammenarbeiten“, sagte Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder.

Auch für Marko Pesic, Geschäftsführer von Bayern München, ist dies der Schlüssel für mehr Erfolg, dies zeige die gute Zusammenarbeit zwischen DFB und DFL im Fußball. „Es gibt aber praktisch keine Zusammenarbeit zwischen dem Deutschen Basketball Bund und der Basketball-Bundesliga. Das ist kontraproduktiv für den deutschen Basketball“, schimpfte Pesic.

Als erste Reaktion will die Liga ihre Position beim Thema Doppelfunktion lockern. Zwar soll es weiter ausgeschlossen bleiben, dass der Bundestrainer parallel auch Chefcoach eines Bundesligisten ist. Den Assistenztrainern der Clubs soll es aber in Zukunft gestattet sein, im Sommer auch bei den Jugend-Nationalmannschaften tätig zu sein. „Das ist ja quasi bezahlte Kompetenz. Wir können uns vorstellen, diese Regelung abzuschwächen“, sagte Pommer.

DBB-Präsident Weiss begrüßte diesen Schritt. „Es lag ja bislang nicht an uns, dass zum Beispiel ein Emir Mutapcic nicht helfen konnte“, sagte Weiss. Mutapcic ist Assistent von Ex-Bundestrainer Svetislav Pesic.