EM-Gastgeber Slowenien feiert seine Spanien-Besieger

Ljubljana (dpa) - Für den Coup gegen Supermacht Spanien opferten Sloweniens Basketballer sogar Zähne. Als sich seine Teamkollegen um den überragenden NBA-Profi Goran Dragic nach dem 78:69 von den enthusiastischen 5000 Fans in Celje feiern ließen, hielt sich Gasper Vidmar noch die schmerzende Wange.

Im Duell mit Marc Gasol hatte Sloweniens 2,10-Meter-Hüne den Ellenbogen des Spaniers abbekommen, gab aber auch danach mit klaffender Zahnlücke das Paradebeispiel für den unbändigen Einsatzwillen des Gastgebers. „Slowenien ist in Basketball-Ekstase“, jubelte die Zeitung „Delo“ auf Seite 1.

Noch auf dem Parkett schworen sich die „Helden“, wie auch das kroatische Sportblatt „Sportske Novosti“ titelte, in einem Kreis wieder ein: Im eigenen Land soll nach vier EM-Viertelfinaleinzügen in Serie und Platz vier 2009 nun endlich die erste internationale Medaille für die basketballverrückte Nation her. Nach dem zittrigen Auftaktsieg gegen Tschechien entfachte der erste Turniererfolg Sloweniens über den Titelverteidiger seit 14 Jahren endgültig die Euro-Euphorie. „Alle in Slowenien winken uns zu“, berichtete Flügelspieler Bostjan Nachbar über die Ausmaße der Begeisterung. „Wir sind wie ein reisender Zirkus, wenn wir zu den Spielen fahren.“

In der Arena Celje zeigte beim „Märchen in einem Hexenkessel“ („Dnevnik“) neben dem früheren Bamberger vor allem Goran Dragic eine spektakuläre Leistung. Der Aufbauspieler war mit 18 Punkten, sieben Assists und sechs Rebounds überragender Mann auf dem Parkett und narrte mit seinem schnellen Antritt in der packenden Schlussphase mehrfach die spanische Defensive. „Alles hat funktioniert. Wir hatten nichts zu verlieren und haben verdient gewonnen“, meinte der 26 Jahre alte Point Guard der Phoenix Suns. „Es war ein wirklich hartes Spiel.“

Die Spanier kassierten hingegen ihre erste Niederlage seit dem verlorenen Olympia-Finale gegen die USA vor mehr als einem Jahr in London und wirken längst nicht mehr so dominant wie noch beim Euro-Triumph 2011 in Litauen. „Es ist nicht immer möglich, zu gewinnen“, meinte der neue Coach Juan Antonio Orenga lapidar. Auch ohne die NBA-Stars Pau Gasol und Serge Ibaka sowie den Top-Aufbauspieler Juan Carlos Navarro soll er die spanische Vorherrschaft nach zwei EM-Titeln fortsetzen.

Obwohl auch dem Gastgeber in Erazem Lorbek und Beno Udrih Schlüsselspieler fehlen, waren die Erwartungen schon vor dem Turnier immens - und steigen nun in ungeahnte Höhen. Selbst in der 80 Kilometer von Celje entfernten Hauptstadt Ljubljana feierten die Fans ihr Team mit Hupkonzerten.