Facetime mit Fleming: Rödl Topkandidat als Bundestrainer

Hagen (dpa) - Auch aus mehr als 8000 Kilometern Entfernung bekommt Henrik Rödl den Basketball-Bundestrainer regelmäßig zu Gesicht. Seitdem Chris Fleming zu den Denver Nuggets in die NBA gewechselt ist, berichtet ihm sein Assistent per Video-Chat immer wieder von den neuesten BBL-Entwicklungen.

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„Chris ist ein großer Facetime-Fan“, erzählt Rödl. „Ich versuche, intensiv mit den Spielern in Kontakt zu bleiben und Situationen zu beobachten, wo es vielleicht eine Krise oder Verletzungen gibt und das Chris zu vermitteln, der im Tagesgeschäft sehr beschäftigt ist.“

Der Europameister von 1993 ist nicht nur wichtiges Bindeglied von Fleming an die Wahlheimat, sondern gilt auch als der logische Nachfolger des gebürtigen Amerikaners. Zum Jahresbeginn unterschrieb der bisherige Coach der A2 einen langfristigen Vertrag als hauptamtlicher Bundestrainer, koordiniert den Perspektivkader 2020 und soll „eine einheitliche Basketball-Philosophie im Deutschen Basketball Bund“ verankern. „Mit seinem Konzept, seiner Art, Spieler zu führen und erfolgreich zu sein, ist er die perfekte Verpflichtung“, lobte DBB-Präsident Ingo Weiss.

Spätestens wenn durch die Terminkalender-Reform des Weltverbands FIBA von 2017 an Länderspiele nicht nur im Sommer stattfinden, wäre ein gleichzeitiges Engagement von Fleming in der NBA und für Deutschland nicht mehr denkbar. Ein Pausieren der besten Liga für Qualifikationsspiele der Nationalmannschaften ist ausgeschlossen.

Deshalb hatten Wegbegleiter bereits bei der EM im September für Rödl als nächsten Chefcoach plädiert. „Ich kenne Henrik seit Jahrzehnten, und er ist von der Persönlichkeit und von seinen Kenntnissen her ein hervorragender Coach“, schwärmte Bayern Münchens Geschäftsführer und Ex-Teamkollege Marko Pesic. „Henrik hat keinen Verein und ist so das perfekte Pendant während der Saison. Zumal Henrik perspektivisch der nächste Bundestrainer sein muss - und werden wird. Er kann Flemings Aufgaben sehr gut übernehmen, wann immer der Zeitpunkt sein wird.“

Noch 2002 feierte Rödl an der Seite von Superstar Dirk Nowitzki WM-Silber als größten Erfolg des deutschen Basketballs auf der Welt-Bühne. Keine drei Jahre später übernahm der ehemalige Flügelspieler und US-Collegemeister das Traineramt bei seinem langjährigen Club ALBA Berlin, von 2010 bis 2015 hielt der gebürtige Offenbacher TBB Trier mit einigem Erfolg in der Bundesliga.

Nach dem Abstieg des Traditionsclubs nach einem Punktabzug wegen Insolvenzantrags im vergangenen Sommer, gab Rödl sein Amt ab und führte die A2 bei der Universiade überraschend zu Silber. Vor allem bei der Entwicklung von Talenten gilt der 46-Jährige als Experte - und saß so beim Allstar-Tag der Basketball Bundesliga naturgemäß schon zum Auftaktspiel der besten Jugendspieler auf der Tribüne.

Er wolle „zeitnah“ Fleming in den USA besuchen, berichtete Rödl dabei. „Wir wollen im Detail diskutieren, was er für Botschaften an die einzelnen Spieler hat und auch die Informationen, die ich habe, an den Mann zu bringen.“