Menz-Team mit Juniorentaktik zur EM-Reife

Mannheim (dpa) - „Nö.“ Die Frage nach möglichem Neid auf seinen französischen Kollegen verneint Basketball-Bundestrainer Frank Menz.

Einen Monat vor der EM in Slowenien versammelt Vincent Collet gleich sieben NBA-Profis in seinem Ensemble um Top-Star Tony Parker - für den neuen deutschen Coach, der auf seine fünf Akteure aus Übersee verzichten muss, ist der Vize-Europameister vor dem Härtetest in Mannheim aber kein Maßstab. „Sie haben eine ganz andere Zielsetzung. Unser Ziel ist nicht kurzfristig bei der Europameisterschaft maximale Erfolge zu erzielen“, betont der 49-Jährige. „Unser Ziel ist es, uns zu entwickeln, dass wir die nächsten Jahre in Europa richtig gut mitspielen können.“

Nach dem Verzicht von Dirk Nowitzki, Chris Kaman und Tim Ohlbrecht auf das EM-Turnier vom 4. bis 22. September musste er am vergangenen Wochenende auch die Absage seiner NBA-Neulinge Dennis Schröder und Elias Harris hinnehmen. Doch mittelfristig sind die beiden Top-Talente fest eingeplant. „Wir hätten sie gerne dabei gehabt, wollen aber auch, dass sie einen guten Start in die NBA haben“, berichtete Menz über die Konzentration der Youngsters auf die Vorbereitung ihrer jeweiligen Rookie-Saison.

Ende 2012 hatte der frühere Assistenz- und Juniorentrainer den Posten des Chefcoaches von Svetislav Pesic übernommen und setzt zur Euro-Vorbereitung auf die erfolgreiche Spielplan-Konzeption aus seiner Zeit bei der U 20. Die Junioren hatten im vergangenen Jahr gleich vier Testsiege über Frankreich gefeiert und mit dieser Erfahrung dann in Schottland den späteren Vize-Europameister auch zum Auftakt der EM düpiert. „In den letzten fünf Minuten, in jeder Auszeit, waren wir sicher: Wir können nicht verlieren“, erinnert Menz.

Die Analogie zur U-20-EM endet für den Bundestrainer allerdings spätestens beim Leistungsunterschied der beiden aktuellen Teams: „Frankreich ist absoluter Anwärter auf den Titel oder zumindest die Medaillen und nicht der Gegner, gegen den wir bei der Europameisterschaft Siegchancen haben.“ Nach vier lockeren Siegen über die zweitklassigen Teams von Slowakei und Portugal zum Start seiner Amtszeit soll sich die junge Mannschaft gegen den Premierengegner beim Kontinentalturnier die nötige EM-Reife holen.

„Wir wollen von den Besten lernen, sehen, was wir uns erarbeitet haben. Gegen die besten Teams kann man am deutlichsten sehen, wo wir unsere Defizite haben, woran wir arbeiten müssen“, erklärt Menz seine Philosophie für die Planung der Partie, bei der der angeschlagene Robin Benzing noch fehlen wird.

Zumindest die Absage von Frankreichs Kapitän Parker könnte seinem Team die Aufgabe am Dienstag möglicherweise ein wenig erleichtern. „Das ist das erste Mal, das ich dieses Jahr Urlaub habe“, ächzte der Aufbauspieler der San Antonio Spurs vergangenes Wochenende und verabschiedete sich zu einem Kurztrip nach Korsika. „Ich werde am 8. August in Straßburg wieder zum Team zurückkehren.“ Dann erleben die Menz-Männer um Kapitän Heiko Schaffartzik den besten Point Guard Europas auch auf dem Feld - zum Start eines Drei-Länderturniers steht schon der nächste Test gegen die Franzosen an.