Bryants Rückkehr bei den Lakers „Pferdemist“
Los Angeles (dpa) - Die Macht ist noch nicht wieder mit Kobe Bryant. Zu den düsteren Klängen des Imperialen Marsches aus der Film-Saga Star Wars lief der Basketball-Superstar der Los Angeles Lakers mit grimmiger Miene auf das Feld.
Bei seinem viel umjubelten Comeback nach neunmonatiger Pause wegen eines Achillessehnenrisses erinnerte der 35-Jährige aber längst nicht an alten Glanz. „Im Moment ist meine Form wie Pferdemist“, gab Bryant nach dem 94:106 gegen die Toronto Raptors zu.
Magere neun Punkte erzielte der fünfmalige NBA-Champion in 28 Minuten bei seiner Rückkehr, traf nur zwei seiner neun Feldwürfe, leistete sich acht Ballverluste. Sein erster Versuch eines Hakenwurfs segelte sogar komplett am Ring vorbei. „Bryants Aura war zurück, seine Athletik aber noch nicht“, analysierte die „Los Angeles Times“ und titelte: „Kobe Bryant ist ein Stern, der zur Erde gefallen ist.“
Wochenlang hatten die Lakers die Wiederkehr ihres Anführers herbeigesehnt, die Fans begrüßten ihren Helden mit „Kobe“ und „MVP“-Rufen. Sein persönlicher Sponsor schaltete für seinen ersten Saisonauftritt einen Spot mit Bildern, wie sich Bryant vergangene Spielzeit die Achillessehne gerissen und trotzdem noch zwei Freiwürfe versenkt hatte. „Wenn er niemals ins Spiel zurückgekehrt wäre, wäre er immer noch eine lebende Legende“, spricht Rap-Ikone Ice Cube in der Werbung. „Aber dann wäre er nicht Kobe Bryant.“
Bei allem Hype wirft die Abhängigkeit des kalifornischen Glamourclubs von seinem Star aber Fragen auf. Erst Ende November hatte Bryant, der seit Beginn seiner NBA-Karriere 1996 in LA spielt, seinen Vertrag um weitere zwei Jahre bis 2016 verlängert. Dabei kassiert der zweimalige Olympiasieger 48,5 Millionen US-Dollar - zwar nicht das Maximalgehalt, dennoch verlieren die überalterten Lakers finanziellen Handlungsspielraum für dringend benötigte Top-Verpflichtungen. Damit droht dem Club, der derzeit außerhalb der Playoffränge steht, weiter das schmerzhafte NBA-Mittelmaß ohne jede Titelchance.
Soweit wollte Bryant aber noch nicht denken. „Es war ein Start“, sagte er mit einem Seufzer. „Ein Start ist schon einmal gut.“ Auch während einer Pause im Schlussviertel forderten ihn seine Anhänger wieder mit „Wir wollen Kobe“-Rufen. „Es wird noch eine ganze Weile dauern“, meinte Lakers-Coach Mike D'Antoni zur Verfassung Bryants. „Es ist unmöglich, dass du einfach rauskommen kannst und bereits die Form wie Mitte der Saison hast.“
Bei bislang zehn Siegen aus 20 Spielen besitzt Bryant jedoch weiterhin die Möglichkeit, das Schicksal der Lakers zum Guten zu wenden. „Ich kann es nicht abwarten, mir das Video anzugucken“, erklärte der bis zur Besessenheit ehrgeizige Profi. „Ich werde jetzt nach Hause gehen und das Spiel anschauen. Das ist der spannende Teil. Du hast eine Herausforderung.“