Porträt: Thailands Regierungschefin Yingluck Shinawatra

Bangkok (dpa) - Wenn in Thailands Regierung brisante Besprechungen anstehen, tritt die Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra auch mal zur Seite und lässt ihren Bruder wirken.

Dann kann es passieren, dass der im Exil lebende Thaksin Shinawatra per Video-Übertragung den versammelten Ministern die Leviten liest. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Milliardär Thaksin Shinawatra (64) aus der Ferne die Strippen zieht. Die kleine Schwester (46) kam formell an die Macht, nachdem Thaksin sich 2008 kurz vor seiner Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs ins Ausland absetzte, um einer zweijährigen Haftstrafe zu entgehen.

Als die Thaksin-Partei Pheu Thai die fotogene Yingluck 2011 als Spitzenkandidatin präsentierte, hatte noch niemand im Politgeschäft je von ihr gehört. Ihre Unbedarftheit kam nach Jahren tiefer politischer Krisen, nach Militärputsch und Demos erfrischend rüber - sie gewann haushoch. Doch statt eines Neuanfangs diktierte der große Bruder weiter das Geschehen.

Während der derzeitigen Massenproteste, in der schwersten Stunde ihrer Amtszeit, versucht Yingluck die Lage zu befrieden. Erst nahm sie ein umstrittenes Amnestiegesetz zurück, dann ging sie auf die Demonstranten zu. Nun löste sie das Parlament auf - ohne vorher irgendjemanden im Kabinett zu konsultieren. Nur mit ihrem Bruder soll sie gesprochen haben.