Bulls auch ohne „Air“ Jordan endlich Titelreif?

Chicago (dpa) - Die „Bullen“ sind wieder da! 13 Jahre nach dem Ende der Ära Michael Jordan reifen bei den Chicago Bulls wieder Titelträume in der NBA. Basketball-Ikone Jordan traut seinen Nachfolgern sogar einen „Sixpack“ zu, Teambesitzer Jerry Reinsdorf sieht Potenzial für vier Meisterschaften.

Die Bulls sind wieder in und die Stimmung in der Stadt laut Vizepräsident John Paxson „ganz anders als in all den Jahren seit 1998.“ Paxson war selbst Profi, als „Air Jordan“ an der Seite von Scottie Pippen die Bulls von 1991 bis 1993 dreimal nacheinander in den Basketball-Himmel hievte. Von 1996 bis 1998 folgte der zweite Hattrick. „Michael hat das Vereinslogo weltweit berühmt gemacht, wir sehen sein Erbe, die sechs Meisterbanner, täglich beim Training“, betonte Center Joakim Noah.

Jordan, Pippen und Dennis Rodman werden in Chicago ebenso immer Kultstatus genießen wie Meistermacher Phil Jackson. Die neuen Idole heißen jetzt Noah, Derrick Rose, Carlos Boozer oder Luol Deng - und sie haben die Herzen der Fans in „Windy City“ im Sturm erobert. Während alle Experten vor der Saison im Osten einen Zweikampf zwischen Rekordmeister Boston Celtics und der Startruppe der Miami Heat erwarteten, führt nun Chicago die Tabelle an. Neun der letzten zehn Partien wurden gewonnen. Der 84:73-Sieg bei den New Jersey Nets war der 49. der Saison - nur die San Antonio Spurs im Westen haben mehr (54).

Mit dem Sprung an die Spitze der Eastern Conference steigen die Erwartungen in der Metropole am Lake Michigan. Jordan sagte vor einer Woche sechs Meisterschaften voraus. Trainer Tom Thibodeau bemühte sich anschließend schleunigst, auf die Euphoriebremse zu treten. Im Sommer kam der Coach aus Boston, wo er bei den Celtics als Assistent für die Defensive verantwortlich war und 2008 Meister wurde. Selbst US-Präsident Barack Obama, ein bekennender Bulls-Fan, bedankte sich damals bei den Celtics, dass sie Thibodeau ziehen ließen.

Mit Rose hat der Coach einen der besten Spielmacher der Liga im Kader. „Als er in die NBA kam, hat jeder gesagt, dass er schnell ist und zum Korb geht, aber er konnte nicht werfen. Jetzt trifft er von der Dreier-Linie, macht Sprungwürfe und hat nur wenige Makel“, ist selbst Jordan beeindruckt. Rose spielt erst seine dritte Saison, gilt dennoch als heißer Kandidat auf den Titel des wertvollsten Spielers (MVP).

„Es würde mir schon viel bedeuten, wenn ich einigermaßen an seine Erfolge herankommen könnte“, meint Rose mit Blick auf den legendären Jordan, mit dem er bislang noch nie persönlich gesprochen hat. Als der heutige Clubbesitzer der Charlotte Bobcats die Bulls 1998 zum sechsten und letzten Titel führte, war Rose neun Jahre alt. Seitdem hat Chicago nur einmal die erste Playoff-Runde überstanden.