Erik Spoelstra - von Herten zum Heat-Dirigenten

Miami (dpa) - Vom Zweitliga-Profi aus Westfalen zum Star-Dirigenten in Miami: Einst lenkte Erik Spoelstra bei den Basketballern des TuS Herten das Spiel, jetzt hat er bei Ausnahmekönnern wie LeBron James und Dwyane Wade das Sagen.

Der 40- jährige Chefcoach der Miami Heat ist der jüngste Trainer der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA - und steht am meisten unter Druck. Nach den Verpflichtungen der Olympiasieger LeBron James und Chris Bosh gelten die Heat als heißer Titelanwärter.

„Erik ist bereit für diese Aufgabe. Er hat alle Qualitäten, die man braucht, um diese Mannschaft zu coachen“, betont Team-Präsident Pat Riley, mit sechs NBA-Titeln einer der Trainer-Granden der Liga. „Ich nehme die Herausforderung gerne an“, sagt Spoelstra cool.

Das „Küken“ der Coach-Garde hat mit seinem Karma selbst auf einen abgebrühten Superstar wie Dwyane Wade großen Einfluss. „Wenn ich ihn so selbstsicher sehe, macht mich das noch zuversichtlicher“, so der 28-Jährige. Sobald Wade über „Coach Spo“ spricht, gerät er ins Schwärmen. Seine Lobeshymnen sind so flüssig, wie seine Bewegungen auf dem Feld. „Ich liebe es, für ihn zu spielen. Er ist der einzige Trainer, für den ich spielen will. Und wenn ich meine Karriere beende, wird er hoffentlich als einer der besten NBA-Trainer seit langem gepriesen“, sagt Wade.

Die beiden kennen sich seit 2003. Als Wade damals nach Miami kam, war Spoelstra in seiner neunten Saison für die Heat tätig. Nach seinen zwei Jahren in Herten, wechselte der Sohn eines irisch- niederländischen Vaters und einer philippinischen Mutter 1995 nach Miami. Die ersten Dollar verdiente er als Video-Koordinator, arbeitete sich über den Posten des Scouts zum Chef-Spielbeobachter hoch und landete 2005 als Assistent neben Pat Riley auf der Bank. Als Miami ein Jahr später die Endspiele gegen die Dallas Mavericks mit Dirk Nowitzki gewann und erstmals NBA-Meister wurde, hatte auch Spoelstra einen großen Anteil am Triumph.

Sein Ritterschlag folgte am 28. April 2008. Spoelstra wurde zum sechsten Cheftrainer der Heat-Historie ernannt. Doch er übernahm kein Team - sondern einen Trümmerhaufen. Miami hatte in der gerade beendeten Saison nur 15 von 82 Spielen gewonnen. „From Champs to Chumps“ (Vom Meister zum Trottel), spotteten die Medien. Basketball sei heute ein Spiel für jüngere Trainer, die technologisches Geschick besitzen, innovativ seien und frische Ideen einbringen, betonte der amtsmüde und physisch angeschlagene Riley bei seiner Amtsübergabe. Genau das, so Riley, bekomme man mit Erik Spoelstra.

Zu diesen Worten steht Riley auch derzeit - obwohl das Starensemble Startschwierigkeiten hat und mit 12:8-Siegen nur Fünfter in der Eastern Conference ist. Nachdem Miami vergangene Woche drei Spiele nacheinander verlor, orakelten viele gar, dass Spoelstras Vorgänger auch sein Nachfolger werden könne. „Keine Frage, wir machen eine harte Zeit durch“, weiß der Coach. Als er bei der 95:106- Niederlage in Dallas während einer Auszeit von LeBron James angerempelt wurde, sahen die Medien das bereits als Indiz dafür, dass Superstar James den Trainer stürzen wolle.

Spoelstra beorderte den zweimaligen MVP (Most Valuable Player) umgehend zur Aussprache und James meinte anschließend kleinlaut, dass er keinerlei Probleme mit dem Coach habe. Bereits beim Werben um Bosh und James im Sommer hatte Spoelstra beiden klar gemacht, dass sich die Grundwerte des Teams trotz der spektakulären Neuzugänge nicht ändern werden. Riley meinte daraufhin begeistert: „Er ist ein Mann, der geboren wurde, um Coach zu sein.“