NBA Kevin Durant: Die Krönung des Musterprofis

In seinem ersten Jahr in Golden State feiert der 28-Jährige mit den Warriors seine erste Meisterschaft in der NBA. Auch im entscheidenden Spiel der Finalserie gegen Cleveland ist der Flügelspieler der Beste seines Teams.

Golden States Kevin Durant (M) gegen Cleveland Cavaliers J.R. Smith (l) und Kyrie Irving.

Foto: Monica M. Davey

Oakland. Zweifacher Olympiasieger, Weltmeister, wertvollster Spieler der Liga — die Vita von Basketball-Star Kevin Durant las sich seit jeher beeindruckend. Doch dem 28-Jährigen haftete ein sportlicher Makel an. Genau wie die NBA-Legenden Karl Malone, Charles Barkley oder Reggie Miller hatte der 2,06 Meter große Flügelspieler noch nie eine Meisterschaft in der nordamerikanischen Profiliga gewonnen. Dieser Makel ist jetzt verschwunden.

Mit den Golden State Warriors feierte der US-Amerikaner in der Nacht auf Dienstag seinen ersten Titel in der besten Basketballliga der Welt. Durch einen 129:120-Erfolg in der heimischen Halle entschieden die Warriors die „Best-of-seven“-Serie gegen Titelverteidiger Cleveland Cavaliers mit 4:1-Siegen für sich, machten ihre zweite Meisterschaft in drei Jahren perfekt und revanchierten sich bei LeBron James und Co. für die bittere Niederlage in den „Finals“ 2016, als die Cavaliers ein 1:3 aufholten und Spiel sieben in Oakland gewannen.

Golden States Kevin Durant hält den „Larry O'Brien NBA Championship“-Pokal.

Foto: Nhat V. Meyer

Durant erlebte diese bittere Pleite der Kalifornier vor einem Jahr am Fernseher. Damals stand der achtmalige All-Star noch in Diensten von Oklahoma City. Nach neun Jahren für die Thunder, die in seinem ersten Profijahr die Seattle Sonics waren, vollzog Durant im Juli 2016 als „Free Agent“ einen Tapetenwechsel. Angesichts der vielen Stars, die bereits in Golden State unter Vertrag standen, hatte sein neues Zuhause den Ausblick auf die goldene Larry-O‘Brien-Trophäe für den NBA-Champion sozusagen gleich inklusive.

Das brachte dem in Washington geborenen Musterprofi viel Kritik ein — in der Liga, den Medien und sozialen Netzwerken, in denen er sich anders als viele seiner All-Star-Kollegen eher zurückhaltend gibt. Denn die Warriors um Stephen Curry, Klay Thompson und Draymond Green galten bereits als das beste Team der NBA. Ähnlich wie James, der Cleveland einst für Miami verließ, um dort mit anderen Topstars Titel zu holen, schien Durant sich für den einfachen Weg entschieden zu haben. So zumindest der oft ausgesprochene Vorwurf. Für die NBA sei dieser Wechsel kein gutes Signal, hieß es.

Im Sport hat jedoch immer derjenige Recht, der erfolgreich ist. Und das war in dieser Finalserie Kevin Durant, der in allen fünf Begegnungen mehr als 30 Punkte verbuchte, im entscheidenden fünften gar 39. „Ich habe zwei Tage nicht geschlafen. Ich war unruhig. Jetzt haben wir den höchsten Preis in diesem Sport gewonnen“, sagte der gläubige Christ wenige Momente nach seinem größten Triumph im ersten Fernsehinterview mit dem amerikanischen Sender ABC.7

Der zum wertvollsten Spieler (MVP) der Finalserie gekürte Star gilt in den USA als äußerst beliebt — doch anders als LeBron James, Ex-Teamkollege Russell Westbrook oder dem 2016 zurückgetretenen Kobe Bryant ist Durant bei weitem nicht so extrovertiert. Obwohl er in seinen beiden Vertragsjahren bei den Warriors 54 Millionen US-Dollar verdient, zahlreiche Immobilien sowie ein Restaurant besitzt, beeindruckt er stets durch sein geerdetes Auftreten. Seine Kritiker legen ihm dies als langweilig oder gar unsympathisch aus. Bei Mitspielern und Gegnern wird Durant jedoch in höchstem Maße respektiert.

Wie viel ihm seine erste NBA-Meisterschaft bedeutet, war bereits in der Schlussminute von Spiel fünf zu erkennen. Während Teamkollege Steph Curry, der ohne Murren hinter Durant die Rolle als Nummer zwei übernommen hat, den Ball nach vorne dribbelt, übermannen „KD“ auf dem Feld die Emotionen. „Wir haben es geschafft“, sagte er im Interview zu seiner Mutter, bis heute seine wichtigste Bezugsperson. „Ich habe es dir gesagt, als ich acht Jahre alt war.“

Durants Weg war nicht leicht. Auch mit Golden State nicht. 19 Begegnungen fehlte er zwischen Anfang März und Mitte April wegen einer schweren Innenbanddehnung, selbst in den Monaten nach seiner Entscheidung für die Warriors zu spielen, hagelte es Kritik, wie sie in den USA seit langem kein Superstar mehr ertragen musste. Der Titel entschädigt für alles. Und die Finalserie bewies eindrucksvoll: Das „Super-Team“ aus Kalifornien hat erst durch Durant den nächsten Level erreicht.